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Nasaw, Jonathan - Angstspiel




Nasaw, Jonathan - Angstspiel

Beitragvon Monika » 23.06.2009, 15:21

Simon Childs ist ein Mann in den Fünfzigern, gut aussehend, wohlhabend – und ein Serienkiller. Er hat es auf Menschen mit ausgeprägten Phobien abgesehen, die er in seinem schalldichten Keller genüsslich zu Tode quält, indem er sie mit dem Gegenstand ihrer Ängste konfrontiert. Als nächstes Opfer hat er die unter einer Maskenphobie leidende Malerin Dorie auserkoren, die er vor Monaten bei einem Phobikerkongress kennen gelernt hatte. Doch Dorie ist inzwischen aufgefallen, dass mehrere der damaligen Teilnehmer durch bizarre Selbstmorde ums Leben gekommen oder auf mysteriöse Weise spurlos verschwunden sind. Die Polizei hält das für reinen Zufall, nur der kurz vor seiner Pensionierung stehende FBI-Agent Pender und seine neue, an Multiple Sklerose erkrankte Kollegin Linda Abruzzi schenken ihr Glauben. Sie ermitteln ohne das Wissen ihrer Vorgesetzten und kommen dabei Simon Childs empfindlich in die Quere. Er beschließt, Rache zu nehmen und weiß auch schon, wie. Denn schließlich hat jeder vor etwas Angst, man muss nur herausfinden, wovor…

Schade! Einen reichen psychopathischen Killer die „fette Ratte Langweile“ dadurch bekämpfen zu lassen, dass er Phobiker auf raffinierte Weise mit Hilfe ihrer Phobien ermordet, ist eine schöne und viel versprechende Idee. Leider hat der Autor nichts aus ihr gemacht. Kommt am Anfang und am Ende des Buches noch so etwas wie Spannung auf, plätschern die über 200 Seiten dazwischen müde dahin. Dabei hätte es ein aufregendes Katz- und Mausspiel zwischen dem Mörder und seinen Verfolgern werden können. Denn während Simon Child Informationen über Pender sammelt und ihm immer näher kommt, ziehen die Ermittler ihrerseits den Kreis um ihn enger und enger. Aber Nasaw bringt einfach keine Dramatik in die Handlung. Der Killer ermordet unterwegs zwar Diesen und Jenen, aber nicht mit Schmackes, sondern eher nebenbei und zum Teil auch recht unmotiviert. Ein Serienkiller, der nicht mit Liebe bei der Sache ist, macht einfach keinen Spaß. Der Verlauf der Geschichte ist ziemlich vorhersehbar, der Showdown am Schluss geht sehr schnell über die Bühne. Ein lieblos herunter geschriebener Krimi mit seltsam emotionslosen Figuren, die auch beim Leser kein Mitgefühl aufkommen lassen. Ich gebe dem Buch :stern: :stern: bis :stern: :stern: :stern:, aber auch nur, weil der etwas ungeschlachte Special-Agent Pender mit seinem derben Witz mich entfernt an meinen Liebling Dalziel aus den Reginald Hill-Krimis erinnert.

Wenigstens lässt sich aus dem Buch eine wichtige medizinische Erkenntnis gewinnen: Man wird offenbar schlagartig von seiner Phobie geheilt, wenn man einem Serienkiller in die Hände fällt. Fragt sich nur, ob die Krankenkassen das als Therapie akzeptieren.

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Gruß Monika


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