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Waters, Sarah - Solange du lügst




Waters, Sarah - Solange du lügst

Beitragvon marilu » 21.02.2010, 11:56

Originaltitel: Fingersmith

Im viktorianischen London lebt die Waise Susan Trinder mit ihrer Ziehmutter Mrs Sucksby in der Lant Street, Southwark. Betrügen, Stehlen, Betteln, Handel mit Waisenkindern ist das Handwerk, das ihre "Familie" durchs Leben bringt. Als der charmante "Gentleman" das Haus besucht und eine trickreiche Hochstaplerei vorschlägt bei der es darum geht einer jungen Landadligen das Vermögen abzunehmen und diese anschliessend ins Irrenhaus abzuschieben, sieht Susan ihre Chance gekommen, sich zu beweisen und zu profitieren. Innerhalb kurzer Zeit wird sie zur Zofe erzogen, mit neuer Kleidung ausgestattet und auf den Weg nach Briar geschickt, wo sie sich in das Vertrauen der Erbin Maud Lilly einschleichen und eine Hochzeit zwischen ihr und Gentleman vorbereiten soll.

Maud ist eine scheinbar schwache und zarte Person, die von Alpträumen und Zukunftsängsten geplagt wird. Ihr Onkel hält sie im Haus wie eine Gefangene und sie oeffnet sich dem ihr bekannten Teil des Plans bald. Nach Monaten des Wartens scheint es, als ob Susans Reichtum gemacht sei. Doch dann kommt alles ganz anders als erwartet.

Es ist schwer, eine Zusammenfassung zu schreiben, ohne übermässig zu spoilern. Deshalb an dieser Stelle nur der Hinweis: was nach 0815-Handlung für einen historischen Kriminalroman klingt, bietet eine Menge Ueberraschungen und gute Unterhaltung. Es passiert nicht oft, dass mir wegen eines Plotdrehs der Mund offensteht, doch hier kam es mehrmals zu unkontrollierten "AH!" und "Ooh" Ausrufen. Seit "Nightwatch" (Frauen von London) bin ich überzeugter Sarah Waters Fan und wurde von dieser Erzählung nicht enttäuscht. Der Stil unterscheidet sich immens von "Nightwatch", bietet aber ebenso lebendige Figuren, Szenen und Handlungsstränge. Ein wahrer Pageturner. :lesen5:

Nichts ist wie es scheint, starke Charaktere und jede Menge "Opfer" in dieser Geschichte. Delikate Gemüter werden sicher häufig schlucken müssen - die Sprache ist teilweise sehr deftig, aber immer sehr passend zu den Figuren. Gut gefallen hat mir die Tatsache, dass es ein wenig Liebe gab, wenn auch mit grossen Schwierigkeiten versehen und boykottiert von den egoistischen Motiven der Handelnden. Dies macht das Lesen umso spannender und glaubwürdiger.

Maud und Susan sind ebenbürtige Freunde und Gegner, die alle anderen durch ihre Geistesstärke in den Schatten stellen. Man lacht und leidet mit ihnen, hasst und liebt gemeinsam. Ich habe schon lange keinen Roman mehr gelesen, in dem meine "Loyalität" so häufig schwankte!

Grossartig, wirklich toll! :hurra:

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

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Re: Waters, Sarah - Solange du lügst

Beitragvon Nerolaan » 21.02.2010, 12:08

Danke für deine Rezi, marilu.
Ich habe 2008 The Night Watch von ihr gelesen und fand es richtig gut! (Also, wenn du es noch nicht kennst, ruhig lesen!)
Seit dem überlege ich ja, was ich als nächstes von ihr lesen könnte. Es sieht jetzt, nach deiner Rezi, ganz nach diesem Buch aus.....
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Re: Waters, Sarah - Solange du lügst

Beitragvon Siebenstein » 21.02.2010, 20:12

Tolle Rezi, die große Lust auf das Buch macht - danke marilu. :thumright:

Liebe Grüße
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