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Clézio, Le J.M.G. - Der Afrikaner

01.11.2008, 13:45

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Selbstverständlich wollte ich den Literatur-Nobelpreisträger von 2008 kennen lernen. Le Clézio wurde 1940 in Nizza geboren, schrieb zahlreiche Romane und erhielt auch schon einige Auszeichnungen. Dennoch war mir dieser Autor bis jetzt völlig unbekannt, und das wollte ich ändern!

Der Afrikaner ist ein sehr persönliches Werk, denn es handelt von der prekären Beziehung zwischen dem Autor und dessen Vater.
Le Clézios Vater studierte in England Medizin mithilfe eines Stipendiums. Aus diesen Grund musste er nach dem Studium für das Königreich tätig werden, und man schickte ihn zu den englischen Kolonien nach Afrika. Zunächst nach Kamerun und später wurde er nach Nigeria versetzt.
Bis zum Ausbruch des II. Weltkriegs war seine Frau, des Autos Mutter, mit dabei, und die Jahre in Afrika waren für dieses Paar eine Zeit der Glückseligkeit. Die Geburten ihrer Söhne wollte seine Mutter allerdings in Europa erleben, und so kam es zu dem Malheur, dass die Familie die Zeit des Krieges getrennt wurde. Erst 1948 mit acht Jahren lernte der Autor seinen Vater in Afrika kennen.
Die Zeit und die Umstände hatten diesen Idealisten mürbe gemacht, wenn nicht gar zerstört. Viele Jahre später ist Le Clézio auf den Spuren seines Vaters gewesen, um dessen Gefühle und Lebensweise zu verstehen.

Der beste Einstieg in die Lektüre von Le Clézio war dieses Buch eventuell nicht, allerdings lernt man den Autor direkt sehr persönlich kennen, und vielleicht ist es nicht die schlechteste Einstiegslektüre. Wer weiß das schon?

Mich hat direkt diese ausgewogene Sprache fasziniert, sehr weich und fließend:

“Jeder Mensch hat einen biologischen Vater und eine biologische Mutter. Man muß sie nicht unbedingt lieben oder anerkennen, man kann ihnen Mißtrauen. Aber sie existieren - mit ihrem Gesicht, ihrer Haltung, ihren Manieren und Manien, ihren Illusionen, ihren Hoffnungen, der Form ihrer Hände und Zehen, der Farbe ihrer Augen und ihres Haars, ihrer Art zu reden, ihren Gedanken und vermutlich dem Alter, in dem sie sterben, all das haben wir in uns aufgenommen.” Die ersten Sätze.

Der Leser steigt in diese Lektüre ein mit der Gewissheit, hier schreibt jemand nicht nur an der Oberfläche, sondern menschlich und psychologisch sehr tief. Und so war ich direkt im Buch drin, und die ausgewogene Sprache hat mich wirklich durch die 130 Seiten getragen.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern:
Schwierigkeitsgrad: leicht

01.11.2008, 13:45

01.11.2008, 14:37

Danke Krümel für deine Eindrücke. Jetzt habe ich noch mehr Lust diesen Autor zu entdecken!

herzlichst: alixe
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