Philippe Grimbert, Ein Geheimnis
(Suhrkamp Verlag, TB im Oktober 2007)
ISBN 978-3-518-45920-1
154 Seiten; € 7.00 (TB-Ausgabe)
Originaltitel: "Un secret"
Zum Autor:
Philippe Grimbert, Jahrgang 1948, ist französischer Autor und praktizierender Psychoanalytiker und lebt in Paris.
Zum Buch:
In seinem relativ schmalen Roman "Ein Geheimnis" erforscht Grimbert wieder einmal die Welt der menschlichen Geheimnisse, doch dieses Mal gibt er einen sehr intimen Teil seiner eigenen Geschichte preis.
Am Anfang dieses Buches also berichtet der Erzähler Philippe, dass er sich als kleiner Junge und Einzelkind einen Bruder erfunden hat – einen Bruder, der den scheinbaren Ansprüchen seiner Eltern, die sehr talentierte Sportler sind, gerecht wird – ganz im Gegensatz zu sich selbst.
Mit 15 entdeckt er plötzlich und eher zufällig, dass er Jude ist und dass es den Bruder aus seiner Fantasie tatsächlich gegeben hat. Angesichts des tiefen Schweigens in seiner Familie über – auch seine - Vergangenheit fängt er an, eine Vertraute und gleichzeitig alte Freundin seiner Eltern immer wieder zu löchern.
Bis ihm diese Louise dann ein schreckliches und erschütterndes Geheimnis erzählt...
Philippe blickt zurück in die Geschichte und erkennt in ihr die tragischen, prägenden Erlebnisse seiner scheinbar sorglos lebenden Familie. Und er begreift, dass sein Glück das Glück ist, das auf den Schultern eines Unglücks steht... und dass seine Eltern das Schweigen als Schutzschild aufstellten um ihre Selbsterhaltung nicht zu gefährden.
Meine Meinung:
Philippe Grimbert hat, fast 50 Jahre später, mit „Ein Geheimnis“ eine Art Klagelied geschrieben, das frei von Anklage ist. Er erzählt seine Biographie, die Biographie eines völlig Unbelasteten, der trotzdem Lasten buckelt und die Biographie seiner belasteten Eltern, die er hiermit entlastet.
Fazit: Ein beklemmendes, zutiefst menschliches Buch, das mir unglaublich nahe gegangen ist.
Liebe Grüße
dubh