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Benn, Gottfried - Ausgewählte Gedichte




Benn, Gottfried - Ausgewählte Gedichte

Beitragvon Krümel » 11.05.2007, 17:50

Auszug von wikipedia:

Gottfried Benn gilt manchen als der bedeutendste deutsche Dichter der literarischen Moderne. Ein erstes Mal die literarische Szene betrat er als Expressionist mit seinen mit herkömmlichen poetischen Traditionen radikal brechenden Morgue-Gedichten, in denen vor allem Eindrücke aus seiner Tätigkeit als Arzt starken Niederschlag fanden. Sektionen werden scheinbar emotionslos beschrieben, romantische Titel wie "Kleine Aster" wecken Erwartungen, die dann krass enttäuscht werden. Nach dem oben genannten Gedichtband erschienen in der Folgezeit nur noch wenige mit äußerst geringer Auflage; während der Nazizeit unterlag Benn einem Schreibverbot.

Vom Nationalsozialismus, mit dem er zuerst sympathisiert hatte, wandte sich Benn wohl vor allem ab, weil er schließlich erkannte, dass dieser ebenso antikulturell eingestellt war wie der von ihm verachtete Kommunismus und Sozialismus. Nach Kriegsende wurde er zunächst wegen seiner anfänglichen Unterstützung des Hitlerregimes angefeindet, doch spätestens mit seinen Statischen Gedichten, die sich weit vom wild-zynischen Ton der Morgue-Gedichte entfernt hatten, fand er in der jungen Bundesrepublik ein neues, stetig wachsendes Publikum. So wurde der Autor zum Ende hin ein weitberühmter, mit dem Büchner-Preis ausgezeichneter und stilbildender Dichter.

Bild

Meine Meinung:

Nicht für jedermann! Doch ein großes Vorbild für mich. Wusste er doch schon vor 100 Jahren, was man alles in Gedichten unterbringen kann. Es gibt da vom Geschmeack keine Grenze, es braucht nicht Herz-Schmerz zu sein, nein, knallhart und derbe Wörter finden einen Platz im Gedicht. Seine Lyrik ist tief und aussagekräftig, ich mag sie, aber nicht immer, alles zu seiner Zeit.

Kostprobe:

Kleine Aster

Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhellila Aster
zwischen die Zähne geklemmt.
Als ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zunge und Gaumen herausschnitt,
muß ich sie angestoßen haben, denn sie glitt
in das nebenliegende Gehirn.
Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
zwischen die Holzwolle,
als man zunähte.
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster!

1912
BildLiebe Grüße,
Krümel



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