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Lodge, David - Autor, Autor

16.01.2011, 21:20

David Lodge: Autor, Autor


David Lodge kannte ich bisher als Autor amüsanter Campus-Novels wie "Changing Places"; ein Roman über Henry James, für den Experten viktorianischer Literatur ebenfalls ein Heimspiel.
Es ist ein Roman, keine Biographie, auch wenn sich die Handlung eng an James Leben anlehnt, füllt Lodge es mit Gedenken, Hoffnungen und Wünschen James'. Er erlaubt uns einen fiktiven, aber möglichen Blick in den Kopf eines Schriftstellers, der heute unbestrittener Klassiker ist, zu Lebzeiten aber nicht immer sehr erfolgreich war und mit entsprechenden Zweifeln, Neid und Anstrengungen Erfolg zu haben, beschäftigt ist.
Konkret spielt ein Großteil des Romans in den 1880er und 90er Jahren, einer Zeit in der James seit geraumer Zeit in England lebt, erste Erfolge bereits verblasst sind und in die sein vergeblicher Versuch fällt als Dramatiker Fuß zu fassen. Diese Passagen sind auch deshalb interessant, weil sie einen Blick hinter die Kulissen des Theaterbetriebs im späten 19. Jahrhundert gewähren.
Beleuchtet werden außerdem James' Freundschaften zu George Du Maurier, Zeichner beim Punch, der sich spät der Schriftstellerei widmet und mit Trilby einen Bestseller landet und der Schriftstellerin Constance Fenimore Woolson.

David Lodge ist ein rundum unterhaltsamer Roman gelungen, der im Gegensatz zu einer Biographie weniger versucht das äußere als mehr das Innenleben seines Protagonisten nachzuvollziehen. Dass in Haupt- und Nebenhandlungen illustere Namen auftauchen, von Maupassant bis Oscar Wilde, erhöht den Lesespaß zusätzlich ohne plakativ oder gezwungen zu wirken. Henry James wird auch als Mensch lebendig, der hinter dem Schriftsteller steckt. Der ehrgeizig ist, sich den Erfolg wünscht, anderen neidet, dabei aber immer selbstreflexiv bleibt.

Das beste Lob für das Buch ist wohl, dass ich direkt anschließend zu James' Novelle "Das Geheimnis von Bly" (The Turn of the Screw) gegriffen habe!

Eine Empfehlung für Henry-James-Leser sowieso, aber auch für alle, die der englische Theater- und Literaturbetrieb im ausgehenden 19. Jahrhundert interessiert.

Bild

:stern: :stern: :stern: :stern: (:stern:)

Katia

16.01.2011, 21:20

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