(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)
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Hustvedt, Siri - Der Sommer ohne Männer

07.10.2011, 19:17

Siri Hustvedt - Der Sommer ohne Männer

Mit 55 Jahren wird Mia vor die Tatsache gestellt, dass ihr Mann Boris eine Ehe- „Pause“ braucht, in diesem Fall in Form einer deutlich jüngeren Frau. Nach einem Zwischenstopp in der Psychiatrie nimmt sich Mia eine Auszeit und lässt sich vorübergehend in der Nähe ihrer Mutter, die im Altersheim „Rolling Meadows“ ein neues Zuhause und auch Freundinnen in Form von teilweise sehr schrulligen Damen gefunden hat, nieder. Ihre Mutter vermittelt ihr einen „Job“, sie möge junge Mädchen in einem Ferienkurs in „creative writing“ unterrichten. Und so verbringt Mia ihre Zeit zwischen senilen, schrulligen, von beginnender Demenz gezeichneten alten Damen, jungen Mädchen, die vollauf mit ihrer Pubertät, den körperlichen und seelischen Veränderungen, erotischen Träumen und Nöten beschäftigt sind und einer jungen Nachbarin, die ihren Künstler-Beruf zugunsten der Familie ruhend gestellt hat und völlig überfordert mit zwei Kindern und einem kaum anwesenden, und wenn, dann betrunkenen und aggressiven, Mann versucht, den Alltag zu bewältigen. In Anbetracht dieser „Pole“ kommen immer wieder Situationen aus Mias Leben zu Tage, Erlebnisse, die offenbar noch nicht verarbeitet wurden, Momente des Glücks und der Trauer und für die Protagonistin beginnt ein Prozess der Selbstheilung und die Erkenntnis, gebraucht zu werden und auch produktiv helfen zu können. Obwohl Männer, wie der Titel schon sagt, eigentlich nur durch Abwesenheit glänzen, spielen sie eine sehr große Rolle. Beziehungen zwischen Ehepaaren, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Liebenden, zwischen Geschwistern werden im Buch thematisiert.

Mittlerweile ist es schon typisch für Siri Hustvedt, dass sie immer wieder wissenschaftliche Erkenntnisse über Psychologie in ihre Bücher einfließen lässt, in diesem Fall in Form eines Briefwechsels mit einem (fiktiven?) „Dr. Niemand“. Leider beschränken sich diese wissenschaftlichen Ergüsse auf einige Schlagwörter, Methoden oder Namen ohne weitere Erläuterungen. Da ich in diesem Gebiet nicht sonderlich bewandert bin, konnte ich mit diesen Phasen des Buches nur wenig anfangen. Ebenso typisch ist der Bezug zum künstlerischen Milieu, und so wird auch hier geschauspielert, getanzt, gemalt, gelesen, geschrieben und gestickt.

Aufgrund von ständig wechselnden Schauplätzen, Rückblenden in die Vergangenheit, die mit der Gegenwart verwebt werden, ist das Buch nicht einfach zu lesen und ist es Siri Hustvedts sehr beachtlichem Geschick gedankt, dass man sich hier nicht ziellos verheddert sondern lediglich der aufgewühlte seelische Zustand der Protagonistin widergespiegelt wird.

:stern: :stern: :stern: :stern: ( :stern: )

Bild

07.10.2011, 19:17

Re: Hustvedt, Siri - Der Sommer ohne Männer

08.10.2011, 10:10

Ich denke, nach scobel, werde ich mir diese sehr kluge Frau auch mal zu Gemüte führen :flower: Das Buch liegt bereits im Einkaufswagen und wird demnächst bestellt ...

Re: Hustvedt, Siri - Der Sommer ohne Männer

08.10.2011, 10:50

und ich werde mir jetzt am Wochenende die Scobel-Sendung zu Gemüte führen, vielleicht verstehe ich danach die psychologischen Einschübe besser ....
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