Das Familientreffen, wie jedes Jahr im Sommer, wenn die Mondblumen blühen … (Mitte des 20. Jh. im Mittleren Westen Amerikas, Missouri)
Die Töchter kommen nach Hause auf die elterliche Farm, die keinen Komfort bietet, aber Wärme. Es ist heiß, man sitzt zusammen oder kocht ein, plaudert – die Erzählerin nimmt sich Zeit und Raum ihre Geschichte aufzubauen.
Carleton sagt selber, dass dies zwar kein autobiographischer Roman sei, aber Eckpunkte wie Landschaft, Berufe und die Liebe untereinander und zu Gott auch in ihrem Leben Existenz hätten. Sie ist dort aufgewachsen und wollte diese Geborgenheit, die wohl auch schon damals sehr unschuldig schien und heute noch unwirklicher scheint, schreiben. Dennoch haben ihre Figuren alle Gegenpole, Träume und Wünsche, die weit darüber hinaus gehen.
Wie beispielsweise „Jessica“, aus deren Sicht der zweite Teil beschrieben wird, und die ihrer romantischen Liebe folgt, ohne Rücksicht auf die Familie – dies zieht sich dann als Roter Faden durch das ganze Buch, denn gegen die Liebe ist der Vater machtlos.
Jeder Teil des Buches wird aus einer anderen Sicht eines anderen Familienmitglieds geschildert und so entwickelt sich nach und nach eine komplexe Geschichte, die so wunderbar, anheimelnd, schön, wie auch traurig ist. Man möchte das Buch eigentlich nie aus der Hand legen.
Matthew als Familienoberhaupt fühlt sich allerdings nie so heimisch in seinem kleinbürgerlichen Kreis. Er träumt von Höherem, Bildung und Großstadt, doch er hält fest an der Tradition seiner Vorfahren, Frau und Töchtern. Dadurch ist er oft sehr streng und unfreundlich, und so ist es nicht verwunderlich, dass seine Töchter für junge rebellierende Männer schwärmen. Nur Leonie ist da anders, sie trägt allerdings das gleiche Los wie ihr Vater.
Das Buch beinhaltet Themen, die auch noch heute aktuell sind, und das amerikanische Leben gut darstellen: Religion – Sexualität, Kleinstadtmilieu und pastorales Familienleben. Carleton setzt damit einen kleinen Stein in Richtung Frauenbewegung.
Sechs Jahre schrieb die Autorin an diesen Roman, die Handlung ist sehr streng durchdacht, auch die Erzählform ist ganz bewusst eingesetzt worden – all das merkt der Leser natürlich nicht, er schwelgt und schmökert, doch …
„Wenn die Mondblumen blühen“ ist ein ganz besonderes Highlight in meinem Lesejahr 2013, einen schöneren Roman habe ich bisher nicht gelesen!
Ich habe die kleinformatige Ausgabe aus dem KiWi Verlag gelesen, 1. Auflage von 2011, ISBN 978 3 462 04269 6. Die Originalausgabe heißt: The Moonflower Vine, das Buch ist aus dem Amerikanischen von Eva Schönfeld übersetzt.