Ora verlässt ihr Zuhause, als ihr geliebter Sohn Ofer sich freiwillig zum Militärdienst meldet. Sie hat Angst vor der Botschaft seines Todes und meint, wenn sie nicht zu Hause ist, wird sie die Nachricht nicht erreichen und somit ist der Tod ungeschehen. Ihr Jugendfreund Avrim, zugleich leiblicher Vater des Ofer, begleitet sie auf einer Reise quer durch Galiläa, die beiden verbindet eine turbulente Zeit über die letzten 30 Jahre.
Mit jedem Kilometer, den sie sich von ihrer Heimat entfernt, entflieht sie einerseits dem Alltag und den gegenwärtigen Problemen, nähert sich aber gleichzeitig den Geschehnissen in den letzten 30 Jahren, immer im Hintergrund der politischen Lage des Israel im ausgehenden 20. Jahrhundert. Aus dem anfänglichen Geplänkel über belanglose Angelegenheiten geht es immer mehr ans „Eingemachte“, gleichzeitig distanziert sie ihre Person von den Erlebnissen, die dadurch aber nur noch eindrücklicher werden. Da ist ihre Ehe mit Ilan und dem gemeinsamen Sohn Adam einerseits, demgegenüber Ofer, der geliebte uneheliche Sohn mit Avirm, der seinen Vater nie kennen gelernt hat und um den sich Ilan so fürsorglich kümmert. Und da sind vor allem ihre Ängste, wenn die Söhne in den Krieg ziehen, ihre Enttäsuchung über deren Begeisterung darüber, ihre Alpträume, ihre Mutmaßungen, und nicht zuletzt aber auch ihre Hoffnung.
Avrim, von Kriegsgefangenschaft gezeichnet und ohne jegliche Lebensfreude, ist anfänglich nur der stumme, passive Zuhörer (wenn überhaupt), wird aber immer tiefer in die Geschichte hineingezogen (in der auch er eine so große Rolle spielt) und entwickelt sich zu einem immer mehr Anteil nehmenden, betroffenen Zuhörer, der nach und nach selber in die Geschichte eingreift, seinen Part dokumentiert und seine Erlebnisse einbringt. Die Zerrissenheit der Familie spiegelt sich in der Zerrissenheit des Landes wider. Wunderschöne Beschreibungen des Landes Israel, das landschaftlich von Wüsten bis Gebirgszügen, von ausgetrockneten Wadis bis zu fruchtbaren Gegenden alles bietet, runden die Erzählung ab. Viele Rückblenden – die zudem nicht chronologisch erzählt werden - geschehen auf Gedankenebene, in inneren Monologen, die Kombination dieser Erzählstile entwickelt einen unheimlichen Sog, den Grossman meisterlich über 736 Seiten (!) aufrecht erhält, der einem allerdings die ganze Aufmerksamkeit abverlangt aber dem man sich kaum entziehen kann.
Ein großartiges Buch, ein eindringliches Buch, ein Meisterwerk!