Re: Boyne, John - Der Junge im gestreiften Pyjama
von Nerolaan » 29.01.2011, 20:41
Zu diesem Buch möchte ich keine Rezension schreiben, wie ich es 'sonst' immer tue. Diesmal möchte ich viel mehr einfach ein paar Gedanken festhalten, die mir während des Lesens und danach gekommen sind aber auch immer noch durch meinen Kopf geistern....
Ich bin mit hohen Erwartungen an das Buch gegangen, aber diese wurden bei Weitem nicht erfüllt. Ich will zwar nicht direk von Enttäuschung reden, aber mein Empfinden grenzt sehr stark an dieser Empfindung.
Inhaltlich finde ich die Idee, die der Autor hatte nicht schlecht. Ich möchte zwar nicht von der Neuerfindung des Rades sprechen, aber für mich hatte die Idee einen neunjährigen Jungen eine Freundschaft pflegen zu lassen, der in einem KZ sitzt, etwas sehr reizvolles.
Und auch das Ende der Geschichte war für mich eigentlich nur folgerichtig uns passt zu der Geschichte.
Aber das gibt es für ein, naja mehrere, großes Aber: mir hat die Umsetzung der Idee während des ganzen Romans nicht gefallen.
Und ich kann glaube ich zum Teil immer noch nicht genau sagen, was mich alles stört und in welchen Dimensionen es mich stört.
Zum einen hat mich Bruno Naivität gestört.
Es hat mich sehr gewundert, dass der Sohn eines Nazioffiziers keine Ahnung haben wollte, wie es sich mit den Juden verhält. Das ist etwas, was ich mir nur schwer vorstellen kann. Klar, ich erwarte nicht, dass er von der Aufgabe oder Existenz von KZs wusste, aber das Juden die aus der Gesellschaft ausgestoßenen sind...?
Dann: Wenn ich einen Roman über den Nationalsozialismus schreibe, dann nenne ich die Dinge auch beim Namen. So hat es mich schon sehr gestört, dass um gewisse Dinge drum herum geredet wurde, anstatt sie direkt zu benennen. So z.B. beim Hitlergruß – wieso muss man es mit fast 6 Sätzen umschreiben? Das macht auf mich einen irgendwie zögerlichen und unsicheren Eindruck.
Von einigen Grammatik und Rechtschreibfehlern möchte ich in meiner englischen Ausgabe aber schon mal nicht sprechen.
Das Buch wird viel in die Sparte „Jugendbuch“ gesteckt. Dort kann es meiner Meinung nach gerne bleiben, aber ich denke, dass es wirklich eher für ältere Jugendliche geeignet ist, die vielleicht schon mehr in der Lage sind das zu reflektieren, was sie lesen.