(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)
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Roth, Philip - Die Demütigung

03.05.2010, 08:03

Simon Axler ist 65 und seine große Zeit als gefeierter Bühnenschauspieler ist abgelaufen. Jeder Auftritt wird zur Qual, das Publikum schwindet, und Versagensängste führen zu einem Zusammenbruch, der ihn für 26 Tage in die Psychiatrie bringt. Seine Frau – für die er zeit seiner Ehe der Fels in der Brandung war, verlässt ihn und Simon spielt mit Selbstmordgedanken. Als die um 20 Jahre jüngere – lesbisch veranlagte – Pegeen, die Tochter von Jugendfreunden bei ihm auftaucht beginnt er eine Affäre mit ihr, und spürt sich plötzlich wieder leben. Er wendet alle Kraft dafür auf, Pegeen zu „seiner“ Frau zu machen, muss aber schmerzhaft entdecken, dass er sich einer Illusion hingegeben hat.

Die Thematik ist nicht neu, man trifft auf typische Roth-Figuren. Im Mittelpunkt steht ein scheiternder, „ausgedienter“ Künstler, von sämtlichen Altersleiden gezeichnet, einsam, selbstherrlich, nicht wahrnehmen wollend, dass der Lebensabend erreicht ist, jedoch ausgestattet mit fast ausufernden sexuellen Phantasien.

Es ist zwar immer wieder ein Genuss, Philip Roths routinierten, kompakten, teils ironischen, teils berührenden Schreibstil zu lesen, doch ich habe vielleicht schon zu viele dieser Roth-Bücher gelesen, für mich gab es nichts Neues zu entdecken. Ein Buch, das mit seinen gut 130 Seiten schnell gelesen ist, aber auch genauso schnell wieder in Vergessenheit gerät. Für Roth-Kenner ein weiteres Stück in der Sammlung, für Roth-Neueinsteiger nicht empfehlenswert.

:stern: :stern: :stern:

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03.05.2010, 08:03

Re: Roth, Philip - Die Demütigung

28.11.2010, 10:22

Nachdem ich zum Geburtstag "Nemesis" und damit den vierten der "vier Kleinen" von Roth bekommen habe (Jedermann, Empörung, Die Demütigung und eben Nemesis), war es an der Zeit "Die Demütigung" vom SUB zu befreien. 130 Seiten, 24 Stunden haben genügt den kleinen Roman zu lesen.
Inhaltlich hat Pippi das Buch ja schon beschrieben, Du hast sicher auch recht: viel Neues gibt's für Roth-Leser nicht zu lesen. Trotzdem hat mir das Buch sehr gefallen, berührt. Depression und Selbstmord sind die zentralen Themen, Pegeen hilft ihm da heraus, aber er arbeitet seine Probleme nicht auf, bleibt daher in seinem Lebenswillen an sie gebunden. Die Beziehung ist übertrieben klischeehaft, was ich ironisch gelesen habe, auch den Eindruck hatte, der Protagonist sieht das so. Er lebt seinen Sugar-Daddy, bezahlt die teure Verwandlung der burschikuosen Lesbe in eine Prada-Schühchen tragende Dame. Und natürlich führt die viel Jüngere ihn in sexuelle Praktiken ein, bis hin zum "Zirkus in drei Arenen" mit dem (denkbar einfachen) Aufriss der noch jüngeren Tracy. Das ist eine Traumwelt, die irgendwo zwischen "Sex and the City" und Porno angesiedelt ist, Pegeens Ex schleicht eifersüchtig ums Haus und die Eltern mischen sich auch noch ein. In jeder Sekunde weiß der Leser: das kann nicht gut gehen.

An "Empörung" und "Jedermann" kann das Buch nicht heran, nichts desto trotz fand ich es berührend, aber auch amüsant mit Klischees spielend. Ich glaube fast, Roth' spielt hier ironisch mit dem Vorwurf "Alt-Männer-Phantasien", der ihm so gerne gemacht wird.

:stern: :stern: :stern: :stern:

Katia
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