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Aitmatow, Tschingis - Der Schneeleopard




Aitmatow, Tschingis - Der Schneeleopard

Beitragvon alixe » 09.09.2008, 00:09

Inhalt

Es ist die Geschichte des im kirgisischen Hochgebirge alternden Schneeleoparden Dschaa-Bars, der allein und verlassen sich an sein längst vergangenes Ansehen und seine verlorene Liebe wehmütig erinnert und es ist die Geschichte des Journalisten Arsen Samantschin, der einen schon vornherein verlorenen Kampf gegen die Oligarchen führt, seine geliebte Adriana an einen Medienmagnaten verliert und beschließt sich zu rächen.
Er wird als Dolmetscher bei einer Jagd engagiert, wo er hofft sich die benötigte Waffe zu beschaffen und den Rivalen folglich töten zu können. Natürlich kommt alles anders, Samantschin wird von seinen früheren Schulfreunden gezwungen bei der Entführung, der an der Jagd mitwirkenden arabischen Prinzen teilzunehmen…



Meine Meinung

Der Roman beginnt mit dem erzählenden Schneeleoparden und eigentlich wollte ich nach ein paar Seiten das Buch weglegen, denn Geschichten mit vermenschlichten Tieren sind nicht gerade nach meinem Gusto … doch Aitmatows Sprache hat mich doch zum Weiterlesen verleitet.
Neben der Naturverbundenheit Aitmatows, die hier immer wieder deutlich zum Vorschein kommt, ist vor allem Kritik am postsowjetischen Kirgisien und Russland die zentrale Aussage dieses Romans.
Gegen diese Kritik, wo sie in meinen Augen mehr als berechtigt ist, ist eigentlich nichts einzuwenden, doch die permanente Wiederkehr der gleichen Argumente und Beispiele sind entweder Zeichen von mangelnder Bemühung oder Zeichen von mangelndem Vertrauen dem Leser gegenüber, auf Anhieb die Nachteile der Globalisierung begreifen zu können. Und je weiter ich las, umso vernachlässigter wirkte die Sprache,. Der Mythos der „ewigen Braut“, die dem Roman in der russischen Originalsprache den Titel gegeben hat, wird bis aufs Äußerste ausgereizt, so dass ich dieser fliegenden und heulenden Braut gerne einen Maulkorb verpasst hätte…

Es wird nicht besser: Aitmatow will anscheinend nicht anecken, die arabischen Prinzen, die nach Kirgisien einfliegen, um sich an einer Jagd auf Schneeleoparden zu beteiligen sind „böse“ Jäger, ihr Reichtum ist ein Hohn gegenüber der armen Dorfbevölkerung Kirgisiens, doch Aitmatow muss betonen, wie nett und aufmerksam und intelligent diese Märchenprinzen sind. Die
Globalisierungsgegner haben recht in ihrer Argumentation, indessen greifen sie zu terroristischen Methoden, die sie selbstverständlich im Nachhinein bereuen…
mag sein, dass es hier um eine Parabel handeln soll, besser wird dadurch die Geschichte gewiss nicht.

Das Ende abrupt, unausgereift und dann noch ein nichtssagender Anhang haben mich nicht gerade positiv gestimmt.
Der Schneeleopard konnte der Sympathie, die ich für diesen kürzlich verstorbenen Kirgisen hege, trotzdem nichts anhaben.

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herzlichst: Alixe
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von Anzeige » 09.09.2008, 00:09

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Beitragvon Krümel » 09.09.2008, 11:37

Ah das war deine Vorstellung von der ich meinen Dezembervorschlag habe. Schön, dass du deine Rezis hier einstellst :D
BildLiebe Grüße,
Krümel



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