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D. H. Lawrence - Lady Chatterly




D. H. Lawrence - Lady Chatterly

Beitragvon Krümel » 23.04.2006, 12:32

Lady Chatterly von D. H. Lawrence
Originaltitel: Lady Chatterley`s Lover


Kurzbeschreibung von Amazon:
D.H. Lawrences im Jahre 1928 erschienener heftig umstrittener Roman war in vielen Ländern wegen seines angeblich obszönen Inhalts viele Jahre verboten. Ausgehend von der klassischen Dreieckssituation versucht Lawrence am Beispiel der Beziehung von Constanze Chatterly zu ihrem durch eine Kriegsverletzung impotent gewordenen Mann einerseits und zu dem getrennt lebenden Wildhüter Mellos andererseits die grundlegende Rolle des Sexus für die Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau aufzuweisen.

Im Jahre 2006 findet man an diesem Roman nichts Obszönes mehr; Sex, Leidenschaft und Befriedigung sind zur Normalität geworden, wenn es nicht gar schon überbewertet wird. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es damals ein riesen Skandal war. Wobei Lawrence wirklich keine Hemmungen hatte es auszusprechen: „Und diesmal überkam sie nicht die wilde Ekstase ihrer eigenen Leidenschaft; sie lag nur da, die Hände tot auf seinem sich mühenden Körper, und sie mochte tun, was sie wollte, ihr Verstand schien zuzusehen, und das Auf und Ab seiner Hüften kam ihr lächerlich vor, und der ängstliche Eifer seines Penis, zu armseliger Entleerung zu gelangen, erschien ihr absurd. Ja, das war die Liebe, dies lächerliche Rauf und Runter des Hintern und dies Erschlaffen des erbärmlichen, belanglosen, feuchten kleinen Penis.“ (S.194)
Und im nächsten Augenblick kann es Lawrence wunderschön bildhaft darstellen: „Und ihr war, als sei sie wie das Meer, nichts als dunkles, steigendes und fallendes Gewoge, von einem mächtigen Strom getragen, und langsam geriet ihre Dunkelheit in Bewegung, und sie war das Weltmeer, das in seiner dunklen, stummen Schwere dahinrollte. Und auf dem Grund ihre Innern teilten sich die Tiefen und wogten auseinander von dem Mittelpunkt sanften Eindringens aus, als der Taucher tiefer eindrang, immer tiefer, sie immer tiefer berührte, … „ (S. 197)
Es gibt ein Thema, welches sich durch das ganze Werk zieht: Geld.
Die Beziehung zu Geld, ob nun von den Reichen betrachtet oder aus dem Blickwinkel des Kleinen-Mannes, ob das Gieren nach Geld ordinär ist, und nichts menschliches mehr übrig lässt, oder als Schlüssel zur Macht, und im Mittelpunkt des Lebens steht, oder der Weg zu Freiheit und Unabhängigkeit, welcher mit ihm gekauft werden kann. Aus allen Perspektiven wird es betrachtet.
Insgesamt fand ich „Lady Chatterly“ als einen sehr reichen Roman, den ich sehr gerne gelesen habe. Zwei kleinere Beanstandungen habe ich dennoch: Der Erzähler hält den olympischen Blickwinkel inne, er kann also in jede Figur hineinsehen, und aus deren Sicht das Geschehen beschreiben, und manchmal springt mir Lawrence zu sehr. Und das Ende finde ich ein wenig zu abrupt. Ich mag den mehr oder minder offenen Schluss, weil es meistens viele Ausgänge und Gedanken zulässt. Aber hier hatte ich den Eindruck, Lawrence hatte keine Lust mehr. Den ganzen Roman hindurch hat er alles wunderbar beschrieben, auch sehr ausführlich und lebendig. Tja, und dann …
Aber lest es selber, denn es ist ein sehr zu empfehlendes Werk.

(Dies bezieht sich auf die Ausgabe vom Deutschen Bücherbund, Stuttgart, München Copyright 1960)

:stern: :stern: :stern: :stern:

Lady Chatterly

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Zuletzt geändert von Krümel am 24.04.2006, 18:50, insgesamt 2-mal geändert.
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von Anzeige » 23.04.2006, 12:32

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Beitragvon Karthause » 23.04.2006, 12:57

Hallo Krümel,

Lady Chatterly ist wirklich der ideale Begleiter für eine Leidenschaft-Lesenacht. Es ist schon ewig, na sagen wir mal etwa 20 Jahre, her, seit ich es gelesen habe. Aber deine Rezi lmacht Lust auf mehr. Wenn ich mal Zeit und Muße habe, werde ich es noch einmal lesen. Ich habe es in wirklich guter Erinnerung. :wink:
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Beitragvon Karthause » 26.04.2006, 17:26

Dieses Mal bin ich nicht schuld, dass ich in meinem Buchladen schon wieder an der Kasse stand. Ich habe mir nämlich "Lady Chatterly" gekauft. In rotem Kustleder mit Goldprägung vom Otus Verlag in der Schweiz und das Buch kostete nur 4,95 EUR. Da konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. :wink:
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Beitragvon Krümel » 26.04.2006, 18:25

Das hast du hervoragend gemacht Karthause, für 4,95 € hätte ich auch nicht widerstehen können :lol: Meins hat gebunden 2 € gekostet, in unserer Bücherei gibt es einen Stand wo immer Spenden verkauft werden, davon finanzieren sie Neuanschaffungen. :thumright:
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