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Feuchtwanger, Lion - Erfolg




Feuchtwanger, Lion - Erfolg

Beitragvon Katia » 18.08.2008, 20:29

[center]Lion Feuchtwanger - Erfolg
Teil 1 der Wartesaal-Trilogie[/center]

"Das Buch Bayern" heißt des Schriftsteller Jacques Tüverlins Buch, das er nach über 800 Seiten von Lion Feuchtwangers Roman beginnt zu schreiben. "Das Buch Bayern" könnte auch der Titel des Romans "Erfolg" sein; und ist es in gewisser Weise auch - ist doch Tüverlin in diesem Schlüsselroman das Alter Ego Feuchtwangers.
Also in Bayern, genauer in München, spielt das voluminöse Werk - in den 20er Jahren als statt "Laptop und Lederhosen" noch Landwirtschaft und Gemütlichkeit angesagt war. Ein böser Blick ist es, den Feuchtwanger da auf die Stadt, in der er lange gelebt hat und ihre Menschen wirft - er seziert die schwierige Zeit der Inflation, des Hitler-Putsches (im Roman: Kutzner). Und insbesondere beschäftigt er sich mit der Gerechtigkeit und der Justiz.
Martin Krüger ist die tragische Hauptperson, der Museumsdirektor, der ein unliebsames Bild aufgehängt hat und schließlich wegen angeblichen Meineids im Gefängnis landet - ein Prozess, der nur geführt wird, um den unangepassten Krüger aus seiner Postion zu enthaben. Spielball wird er nicht nur des Gerichts, sondern der großen und kleinen Politik. Johanna Krain, die Frau an seiner Seite, kämpft um ihn, spricht mit all den großen, einflussreichen Männern - immer wieder keimt Hoffnung auf, immer wieder wird sie enttäuscht.

Eine Vielzahl von Charakteren begleitet der Leser durch die Seiten, manchmal (auch weil ich extrem langsam gelesen habe) fiel es mir schwer im Kopf zu behalten, wer nun für was einstand. Aber so gibt es auch eine Fülle kleiner und großer Nebenschauplätze, die sich um die Geschichte Johannas und Martins gruppiert, Politisches, Menschlisches. Die interessanteste für mich die um Rupert Kutzner (Adolf Hitler) und seine Partei der "Wahrhaften Deutschen".
Feuchtwanger schreibt in einer ungewöhnlichen Sprache, die dem bayrischen Dialekt angelehnt ist - imitiert den Satzbau, baut ab und an Dialektbegriffe ein. Seine distanzierte Erzähl-Position, die wirkt als würde er nicht über seine Zeit, sondern eine vergangene schreibt, ist ebenso ungewöhnlich und interessant.
Das Nachwort schlüsselt viele Personen auf die ich (bis auf Hitler und Karl Valentin) so nicht erkannt hatte, darunter die Schriftsteller Bert Brecht, Ludwig Thoma und Ludwig Ganghofer, sowie eine gute Handvoll "Großkopfiger" (Politiker).
Bedrückend wie hellsichtig der Autor in den Zwanziger Jahren den aufkommenden Nationalsozialismus darstellt - ein Thema das im zweiten Teil der Wartesaal-Trilogie "Die Geschwister Oppermann" weiterverfolgt wird.

:stern: :stern: :stern: :stern: (:stern:)

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Beitragvon Krümel » 27.08.2008, 19:34

Diese Rezi würde ich auch gerne ins Blog stellen, okay?
BildLiebe Grüße,
Krümel



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Beitragvon Katia » 27.08.2008, 19:43

Ja, gerne.
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