Die Bühne dieses Romans ist das Land Württemberg während der Regierungszeit des Herzogs Karl Alexander, die Zeit zwischen 1733 bis 1737, allerdings mit dem Fokus auf dessen kleinen jüdischen Finanzberater Joseph Süß Oppenheimer gerichtet, der seinem Meister demütig ergeben Geld und Frauen besorgt und so das Vertrauen zu seinem Vorteil stetig ausbaut. Berechnend und äußerst geschickt gewinnt er an Macht und Einfluss, flutet die Kassen des Landes durch Steuereintreibungen, nebenbei auch die eigenen Taschen. Eiskalt quetscht er das Land bis aufs Blut aus. Sein Einfallsreichtum kennt hier keine Grenzen. Ihm ist bewusst, dass er der eigentliche Regent ist, denn während der Herzog durch seine Position in seinen Handlungen eingeschränkt ist, kann der titellose Süß sich austoben. Das Volk leidet sichtlich darunter, verteufelt den Juden, der Antisemitismus im Land lodert neu auf. Die Neider im Hof unterstützen diesen Hass, intrigieren, manipulieren, jedoch mit mäßigem Erfolg.
Joseph Süß könnte sich von dieser Zielscheibe freikaufen, indem er zum Christentum übertritt. Seine Eitelkeit und sein Stolz verweigern ihm diese Möglichkeit, ist er doch der erfolgreichste Jude in der Geschichte.
Wenn er jetzt so hoch ist und sehr in Glanz, dass die, welche sonst Israel anspucken und mit Füßen treten und sich den Ärmel wischen, wenn sie an einen Juden gestreift sind, den Rücken rund machen müssen und seinen Staub lecken: ist das nicht Rache? Heut liegt er, der Jud, über dem Land und saugt von seinem Blut und wird fett von seinem Mark.
Vom ganzen Treiben, den Intrigen, den Machtkämpfen und der Ausblutung des Landes soll eine Person verschont bleiben: Süß’ Tochter Naemi. Süß hält sie in einer Hütte versteckt bei seinem Onkel und Kabbalisten Gabriel. Als der Herzog dieses Geheimnis zugespielt bekommt und ihren Tod herbeiführt, bricht Süß zusammen. Jetzt arbeitet er mit rachgieriger Verbissenheit am Sturz des Herzogs.
Feuchtwanger hat hier ein spannendes, aufwühlendes Historienspektakel geschaffen, überaus bilderreich beschrieben, verschwenderisch im Benutzen von Adjektiven, um das Bild so genau wie möglich abzubilden. Sehr aufschlussreich werden die machthungrigen Bestien am Hofe, die Christianisierung des Landes und der brodelnde Judenhass dargestellt. Und letztlich wird ein Kapitel deutscher Geschichte erzählt, wenn man von fiktionaler Dramatik einmal absieht.
Gruß,
chip