[center]OT: Shizuka na seikatsu[/center]
Inhalt: Die junge Ma-Chan muß sich um ihren älteren geistig-behinderten Bruder, genannt I-Ah, kümmern, da ihre Eltern für ein halbes Jahr nach Kalifornien verreist sind, wo ihr Vater seine schriftstellerische Krise überwinden will. Das sensible junge Mädchen muß eine einer Menge ungewohnter Verantwortung übernehmen, den Haushalt führen, ihrem Bruder in seinem Alltag bestehen. Stütze findet sie dabei bei Shigeto und seiner Frau, der I-Ah Unterricht in Komposition gibt, aber auch in Briefen an ihre Mutter und im Familientagebuch, das sie führt.
In sechs eher lose verknüpften Folgen begleitet der Leser die drei Geschwister (es gibt noch einen jüngeren Bruder) durch alltägliche, aber auch abenteuerliche Episoden.
Meine Meinung: Kenzaburo Oe (Nobelpreis 1994) beschreibt wie schon in "Eine persönliche Erfahrung" sein eigenes Leben - diesmal aus der Sicht seiner Tochter. Fast schon anklagend scheint er hier sein schlechtes Gewissen zu verarbeiten, dass er seine Kinder so alleine gelassen hat, um seine Krise (sic!) zu bewältigen. Obwohl ich schon einige japanische Roman gelesen habe, ist mir in diesem besonders stark aufgefallen, wie stark sich japanische von europäischen Verhaltensweisen unterscheiden - viele Dialoge sind mir völlig fremd und manche Handlungen Ma-Chans schwer nachzuvollziehen, gerade in der letzten Episode mit dem Schwimmlehrer Akai. Nichtsdestotrotz ein gutes Buch, das mich zwar nicht so aufgewühlt hat wie "Eine persönliche Erfahrung", aber trotzdem sehr lesenswert ist - auch weil es gut tut zu erfahren wie es dem schwerbehinderten Baby als jungem Erwachsenen ergeht und weil es mich die japanische Mentalität ein bißchen besser verstehen läßt.
Katia
