Die Genauigkeit an Beschreibungen von Gedanken.
Eines Morgens erhält der Protagonist Leonidas einen Bittbrief. Der Umschlag ist handgeschrieben mit blauer Tinte, die Schrift erkennt er sofort: Seine ehemalige Geliebte Vera. In diesem Brief bittet sie für einen Jungen um Asyl in Österreich, der dort sein Abitur beenden möchte. In Deutschland ist dies für jüdische Kinder nicht mehr möglich.
Aus dieser Situation heraus entwickelt sich bei Leonidas ein Gefühlschaos! Denn erstens ist ein hoher Beamter im Kultusministerium, seine Stellung könnte er damit gefährden. Zweitens weiß seine Frau von dieser Liaison nichts, seine Ehe steht damit auch auf dem Spiel. Denn er rechnet sich aus, dass dieser junge Mann sein Sohn sein müsste.
Diese Erzählung beschreibt nur einen Tag, aber sie ist voll von Gedanken und Ausmalungen, was würde sein, wie kann ich es anstellen, was würde sich daraus entwickeln. Alles Überlegungen, die sich dann wieder anders darstellen wie erdacht, und dies in feinsten und präzisen Schilderungen.
Aber mir fehlten Emotionen! In all diesen Ausführungen werden die Figuren nicht lebendig. Mag wirklich sein, dass die Ehe zwischen Franz und Alma hier zu sehr in der Erzählung einfließt. Dennoch soll doch dieser Seitensprung etwas ganz Bedeutendes für den Protagonist gewesen sein.
Insgesamt ein interessantes Büchlein in einer sehr angenehmen Sprache.
Bewertung:
/
Schwierigkeitsgrad: leicht