Krümels-Bücherwelt ...

... ein Literaturforum der anderen Art

Zola, Emile - Nana




Zola, Emile - Nana

Beitragvon marilu » 26.02.2007, 13:59

Originaltitel: Nana

Inhalt:

"Nana" ist ein Band aus Zolas Romanzyklus "Die Rougon-Macquart. Die Natur- und Sozialgeschichte einer Familie im Zweiten Kaiserreich".

Zentrale Figur des Romans ist, wie im Titel zu erkennen, die junge Prostituierte Nana. Wir lernen sie als Schauspielerin in einem Variete kennen. Ihr Aussehen und ihre Aura verzaubern die anwesenden Herren im Publikum - insbesondere gegen Ende des Stückes, in dem sie nackt auf der Bühne posiert. Bald bildet sich ein immer präsenter Kreis adliger Herren um sie.

Nana genießt die Aufmerksamkeit, die man ihr spendet, fühlt sich von ihr aber auch bedrängt. Doch sie kann sich herausnehmen, was immer sie möchte und steigert ihre Anziehungskraft dadurch sogar noch.

In einem kurzen und gewalttätigem Intermezzo, während dem sie verliebt mit einem Schauspielerkollegen zusammenlebt, gibt sie jede Macht ab und genießt die Demütigungen, die ihr angetan werden. Doch nachdem die Exzesse immer mehr ausufern und sie sich zunehmend langweilt, schlägt ihr Lebenswille durch und sie beginnt erneut mit ihrem "Geschäft". Das Resultat ist noch erfolgreicher als vorher und bald liegt ihr der Pariser Adel zu Füßen und ruiniert sich fröhlich für sie. Die Auflistung ihrer Verschwendungssucht muss jeden Leser erschrecken und erstaunen. Das Ausmaß ihrer Naivität und Skrupellosigkeit wird gerade zum Ende des Romans deutlich.

Meine Meinung:

Dieses Buch steckt voller Gesellschaftskritik an der unmoralischen Gesellschaft des 2. Kaiserreichs unter Napoleon III. Gerade nach der Lektüre von Wolfram Fleischhauers "Die Frau mit den Regenhänden" wird der Kontrast zwischen der armen Bevölkerung Frankreichs und der wenigen Priviligierten sehr deutlich. Dass beide Romane im Jahr der Pariser Weltausstellung beginnen, war der Grund sie direkt nacheinander zu lesen.

Die Figuren sind sehr lebendig. Zola porträtiert sehr präzise, wie sich auch die besten unter den Gegebenheiten der Zeit korrumpieren lassen. Wer wahre Gefühle zeigt, macht sich lächerlich und unmöglich. Keine Figur ist besonders sympathisch, was ja auch im Sinne der Erzählung ist. Jeder kämpft für sich allein, Intrigen beherrschen das Leben.

Wie erging es mir bei der Lektüre?
Ich benötigte häufiger Pausen als sonst, um alles verarbeiten zu können. Zola erzählt sehr detailliert und erweckt so seine Handlung zum Leben. Manchmal entsteht der Eindruck, selbst im Theater oder einem der vielen Dinner anwesend zu sein. Besonders beeindruckend fand ich die Szene beim Pferderennen.
Die Handlung vollzieht sich trotz aller Detailliebe rasant. Der Ton ist weitestgehend so oberflächlich wie die Gespräche, die geführt werden, dann wieder sachlich und neutral. Dieser Wechsel lässt die Stimmungen ebenfalls flexibel werden.
Mitunter musste ich mich zwischen den Kapiteln erstmal von den Egoisten erholen, aber letztendlich wollte ich doch wissen, was noch kommen mochte.

Nana wird nicht mein Lieblingsbuch, aber es hat mich sehr beeindruckt. Andere Romane des Autoren stehen schon auf meiner Wunschliste.

:stern: :stern: :stern: :stern:

Bild

So stellte sich Edourd Manet "Nana" vor :wink: :
http://www.abcgallery.com/M/manet/manet34.html
Scharfsinnig bin ich von Montag bis Freitag. Übers Wochenende leiste ich mir den Luxus der Dummheit.
- Henry Slesar: Die siebte Maske -
Benutzeravatar
marilu
Hilfskrümel
Hilfskrümel
 
Beiträge: 2183
Registriert: 23.04.2006, 20:46
Wohnort: Hannover

von Anzeige » 26.02.2007, 13:59

Anzeige
 

Zurück zu Weltliteratur/Klassiker

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron