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Häusser, Alexander - Karnstedt verschwindet




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Häusser, Alexander - Karnstedt verschwindet

Beitragvon Krümel » 11.03.2007, 17:18

[center]Karnstedt verschwindet von Alexander Häusser[/center]

[center]Bild[/center]

Spektakulär beginnt dieser Roman. Simon, der Protagonist des Buches, wird als Nachlassverwalter nach Dänemark beordert, um vor Ort die letzten Angelegenheiten seines wohl verstorbenen Freundes zu regeln. Seit drei Jahrzehnten haben sich Simon und Karnstedt nicht mehr gesehen, sie waren Schulfreunde, und haben sich danach aus den Augen verloren. Jetzt steht Simon im Arbeitszimmer seines Klassenkameraden, in dem das Chaos herrscht. Sämtliche Unterlagen fliegen herum, der Stuhl ist zerschlagen und die Regale sind umgeworfen. Scheu und fremd erkundet Simon das alte Bauernhaus, welches sich zwar irgendwie bewohnt anfühlt, aber dennoch kalt und verlassen.

Nach dieser Einleitung springt dann der Roman gekonnt zwischen dem Jahr 1974, der Schulzeit, und der Jetztzeit. Der Leser erfährt, dass die Freunde starke Außenseiter waren, und dass sie von ihren Klassenkameraden massivst gemobbt wurden. Karnstedt aufgrund seiner Haarlosigkeit, und Simon, weil er einen sehr schmächtigen Körperbau hatte. So finden sie sich zusammen, entwickeln eine sehr innige, und doch sehr außergewöhnliche Freundschaft. Sie beschäftigen sich mit Fossilien, Ammoniten und Biologie, und ganz besonders mit der Mendelschen Vererbungslehre.
Bis dann auf der Abiturfahrt ein Unglück geschah, denn die Fronten hatten sich verhärtet, und der große Knall musste früher oder später folgen.

Über weite Strecken wusste ich überhaupt nicht, was der Autor mir vermitteln möchte. Die Szenen aus der Jetztzeit und Simons Erzählung aus 1974 ergaben keinen Zusammenhang. Aber die wunderbare beschreibende Sprache des Autors, und zahlreiche intelligente Gedanken haben mich so in den Bann gezogen, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Die Idee, dass nur Außenseiter oder Minderheiten in der Welt etwas bewegen können, hat mich fasziniert; dass Mendel nur aufgrund seiner Leibesfülle überhaupt die Geduld hatte Erbsen akribisch zu befruchten, fand ich genial.
Ich war so bereichert vom Geschehen und der Fülle der Gedanken, dass ich zum Schluss nur noch staunen konnte wie geistreich alles im Buch zusammenfließt.
Insgesamt ein sattes Werk, das ich uneingeschränkt weiter empfehlen kann!

Alexander Häusser wurde 1960 in Tübingen geboren und lebt jetzt in Hamburg. Seine Studienfächer waren Germanistik und Philosophie. Seine weiteren veröffentliche Werke sind: „Memory“, „Nicht Fisch, nicht Fleisch“ und „Zeppelin“.


:stern: :stern: :stern: :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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von Anzeige » 11.03.2007, 17:18

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Beitragvon Voltaire » 11.03.2007, 19:19

Das Buch steht auf meinem Merkzettel.
Voltaire
 



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