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Alain-Fournier Henri - Der große Meaulnes




Alain-Fournier Henri - Der große Meaulnes

Beitragvon chip » 15.06.2008, 11:26

Das Leben des 15jährigen François Seurel bekommt neuen Auftrieb durch den Neuankömmling Augustin Meaulnes, in diesem verschlafenen Nest einer französischen Provinz. Sie schließen Freundschaft, Seurel gilt als schüchtern und bodenständig; Meaulnes als abenteuerlustig. Meaulnes verschafft sich Respekt in der Schule, avanciert zum Anführer, wird der „große Meaulnes“ genannt, vor allem aber wird er bestaunt durch seine dreitägige Abwesenheit, als er die Kutsche des Bürgermeisters schnappt und abhaut. Bei seiner Rückkehr schweigt er sich über sein Abenteuer aus, einzig Seurel vertraut er sich an. So soll er sich beim Erlös einer Wette verirrt haben und in einem unbekannten Dorf gestrandet sein, wo gerade Vorbereitungen eines Hochzeitsfestes stattfinden. Ihm gelingt es, sich am Abend unbemerkt unter die Gäste zu mischen, um seinen Magen zu füllen. Hier lernt er eine junge Frau kennen, sie unterhalten sich, unternehmen eine Bootsfahrt wo Augustin ihr seine Liebe gesteht. Als die Party unvermittelt abbricht, weil das Hochzeitspaar nicht auftaucht, schwört sie, Yvonne de Galais, auf ihn zu warten. Auf dem Heimweg dank mehrerer Mitfahrgelegenheiten versäumt er es, sich den Weg zu merken. Er droht, sie zu verlieren.

Mittels Landkarte versuchen Beide nun, die Strecke zu rekonstruieren, der Ort seines Glückes gleicht fortan einer Schatzsuche. Der Freiheitsgeruch, einmal geschnuppert, wirkt auf Meaulnes unwiderstehlich. Der junge François möchte daran teilhaben, besitzt aber nicht die Eigenschaften, sich dem nach Regeln aufgebauten Alltag abzunabeln. In gewisser Weise wird aus der Suche eine Reifeprüfung, ein Übergang zum Erwachsenalter.

Erst als eine Gruppe von Zigeunern im Dorf Halt macht, erkennt Augustin unter ihnen den Bruder seiner Geliebten, der ihm kryptische Hinweise ihres Aufenthaltortes zuschiebt. Meaulnes verliert keine Zeit und macht sich auf nach Paris, ohne Erfolg, wie seine Briefe verraten. Jahre Später trifft François durch Zufall auf Yvonne, die immer noch wartet. Er ist völlig außer sich und vereinbart ein Treffen mit seinem Freund. Nun bräuchte Meaulnes nur kommen und sein Glück pflücken, doch die Erinnerungen, die Träume erweisen sich als Enttäuschung. Er erkennt, dass er die ganzen Jahre in der Vergangenheit gelebt hat, einer Vergangenheit, die nicht wiederkehrt. Er ist einem Traumbild nachgejagt.

„Aber wie könnte ein Mensch, der einmal das Paradies betreten durfte, danach auf alltägliche Art leben?“

Alain-Fournier formuliert Meaulnes als einen Helden, dessen Kindheit zu schön war. Er entwirft auf glänzende Weise die Beschreibung einer Reise im Sog der Illusion, von einer Vergangenheit, deren Realität niemals so erfüllend sein kann wie in den Erinnerungen abgebildet, er schreibt von jungen Menschen, die davon träumen, aus den aus Pflichten und Aufgaben gezimmerten Schulräumen zu entkommen und von einem infantilen Versuch, die eigene Kindheit festhalten zu wollen.

„Was mir an ihnen gefällt, das sind, ich weiß gar nicht warum, meine Erinnerungen…“
:stern: :stern: :stern: :stern:

Gruß,
chip
EDIT: Fehler im Titel behoben :oops:

Bild
Zuletzt geändert von chip am 11.07.2008, 06:20, insgesamt 1-mal geändert.
chip
 

von Anzeige » 15.06.2008, 11:26

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Beitragvon Krümel » 15.06.2008, 11:30

Das kommt auch ins Blog :D
BildLiebe Grüße,
Krümel



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Beitragvon chip » 15.06.2008, 11:52

Sehr gerne ...
chip
 



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