Krümels-Bücherwelt ...

... ein Literaturforum der anderen Art

Camus, Albert - Der Fremde




Camus, Albert - Der Fremde

Beitragvon Krümel » 18.02.2014, 10:53

Bild Ein verstörender Roman!

Ich bin ja an den Roman heran gegangen, wie die Jungfrau zum Kind – und empfand direkt den Stil sehr seltsam! Der Sohn, Meursault, fährt zur Beerdigung seiner Mutter und ist ziemlich regungslos. Nicht dass er willenslos, gesteuert ist, nein, das ist es nicht, er weiß schon ganz genau, was er will. Aber er kann mit Empfindungen, ob sie nun von außen an ihn heran getragen werden, oder seinen eigenen, überhaupt nichts anfangen. Irgendwie schien mir diese Figur autistisch, nicht dumm aber emotionslos.

>>Ich hätte gerne versucht, ihm herzlich, sogar liebevoll zu erklären, dass ich nie irgendetwas wirklich hatte bereuen können.<<

Im zweiten Teil habe ich dann einige Parallelen zu „Stiller“ von Max Frisch gefunden. Auch hier dichtet der Staatsanwalt sowie viele andere Figuren dem Angeklagten, Meursault, etwas an, was sich ja so gar nicht verhält, nämlich brutal und hinterhältig zu sein. Auch dieser Protagonist kann sich der Überzahl nicht wehren, denn er ist in sich selber gefangen und nach außen hin scheint er teilnahmslos, so dass man ihn letztendlich verurteilt.

>>Von dem Tag an, an dem ich ihren Brief bekommen habe, […] von diesem tag an habe ich gefühlt, dass ich in meiner Zelle zu Hause war, und dass mein Leben hier aufhörte.<<

Camus entwirft hier ein ziemlich absurdes Geflecht der Justiz, welche nicht im Zweifel für den Angeklagten handelt, nein, er wird gnadenlos überrannt. Selbst sein Atheismus macht ihn zum brutalen Mörder.

>>Ich begriff, dass ich das Gleichgewicht des Tages, das ungewöhnliche Schweigen des Strandes zerstört hatte, an dem ich glücklich gewesen war. Dann schoss ich noch viermal auf einen leblosen Körper, in den die Kugeln eindrangen, ohne dass man es sah. Und es waren gleichsam vier kurze Schläge an das Tor des Unheils.<<

Mich hat dieses Buch genauso fassungslos zurück gelassen, wie derzeit „Stiller“, nur dass Max Frisch um einiges interessanter zu lesen ist.

>>Der Fremde, bleibt ein Fremder, sowie andere Fremde bleiben und sich selbst fremd sind.<< (Krümel 2014)
BildLiebe Grüße,
Krümel



:lesen3: Klaus Mann - Mephisto
Gedankenwelten
Benutzeravatar
Krümel
Chefkrümel
Chefkrümel
 
Beiträge: 13522
Registriert: 18.04.2006, 23:00
Wohnort: Ostfriesland

von Anzeige » 18.02.2014, 10:53

Anzeige
 


Ähnliche Beiträge


TAGS

Zurück zu Weltliteratur/Klassiker

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron