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Dickens, Charles - Oliver Twist




Dickens, Charles - Oliver Twist

Beitragvon chip » 24.01.2009, 08:58

Der Titelheld wächst unter elendsten Bedingungen auf. Seine Mutter stirbt nach der Geburt und er wird daher mit Widerwillen des Vorstands erst in einem Armenhaus, später ins Waisenhaus untergebracht. Mit Widerwillen, weil die junge Frau ohne Ring am Finger starb und der kleine Oliver zwangsläufig unehelich geboren sein muss, also als Produkt der Sünde. Die Leitung dieser Institutionen gelingt es, Profit aus den bedürftigen Bälgern zu schlagen.

„Mit achteinhalb Pence lässt sich nicht viel bestreiten, aber die würdige Hausdame war eine kluge und erfahrene Frau und wusste, wie leicht sich Kinder überfressen können und was ihnen zuträglich war. Sie verwendete daher den größeren Teil des Kostgeldes zu ihrem eigenen Wohl und verstand es auf diese Weise, die gesetzliche Grausamkeit noch um ein Beträchtliches zu vertiefen.“

Von Hass, Neid und Niedertracht gepeinigt, flieht Oliver in die Stadt. Ganoven nehmen ihn auf, weihen ihn in die Künste des Taschendiebstahls ein und verlangen von ihm die pflichteifrige Ausübung der neu erworbenen Kenntnisse, denn wie überall herrscht die Gleichung „keine Leistung ohne Gegenleistung“. Oliver weigert sich aber hartnäckig, seine weiße Weste zu beschmutzen und würde lieber sterben, als Unrechtes zu tun. Erst als ihn ein barmherziger alter Herr von der Straße Londons aufliest, erkennt er eine neue, ihm unbekannte Seite, eine liebenswerte Welt. Doch die Ganoven sind auf der Jagd nach ihm …

Dickens schreibt ein sehr realistisches Abbild des Elends seiner Zeit. Ein düsteres London, das - mir zumindest - so noch nie gezeigt wurde. Er scheint mir der einzige Autor der viktorianischen Epoche zu sein, der sich so tief in die niederen Abgründe getraut. Eine brutale Welt, ein leidvolles Panorama, glänzend beschrieben.

„Vor den Trödlerbuden hängen die schmierigsten Lumpen, und Arbeiter der niedrigsten Klasse, Lastträger, Kohlenfuhrleute, dann frech dreinblickende Dirnen und zerlumpte Kinder, kurz, der Auswurf des Themseufers drängt sich hier zusammen.“

Die satirische Note, seine Umwelt, vor allem aber die höhergestellte Gesellschaft zu zeichnen, womöglich zu kritisieren, lockert den Roman auf humorvolle Weise auf. Die Bürokratie, der Leiter des Waisenhauses, der Arzt, … fabelhaft! Leider verflüchtigen sich diese Einschübe, je weiter man liest.

Als Titelheld allerdings kommt Oliver zu selten zum Zuge. Außer liebenswürdig, nett und mitleiderregend dreinzublicken hat er eigentlich nichts weiter zu tun. Eine passive, eindimensionale Figur. Er ist zudem eine Lichtgestalt in der Literatur, dem kein böses Wort über die Lippen kommt, dem keine grausame Tat etwas anhaben kann. Wie ein Schutzschild prallt alle Bösartigkeit von ihm ab, seine Tugenden bleiben unversehrt, sein moralisches Glaubensbekenntnis hält er wie ein Banner vor sich und leuchtet gleißend im elendsten Viertel der Stadt. Sein Leben wäre um so vieles erträglicher, wenn er sich den Gaunern angeschlossen hätte, wenn er sich sein Abendbrot illegal angeeignet hätte. Aber er trotzt diesen Verlockungen, kauert lieber verhungernd im Graben – der Autor wird sich schon etwas einfallen lassen, um ihn dort herauszuziehen. Dies nämlich soll als weiterer Kritikpunkt herhalten - diese überhäuften Zufälle, die den Handlungsverlauf steuern, zugunsten der Aufrechterhaltung gewisser Spannung, die aber leider entscheidend an Realitätsnähe einbüßen lassen.

Der Autor gibt sich viel Mühe, die Kinder in barbarischsten Verhältnissen zu beleuchten. Manchmal neigt er zu Übertreibungen, provoziert die Tränendrüse des Lesers, erhöht mit pathetischen Phrasen das Mitleid um den kleinen Bengel. Woher kommt der christliche Edelsinn des Oliver, der niemals ein freundlichen Blick empfangen, niemals ein gefälliges Wort gehört hat? Theoretisch müsste er sich doch ebenfalls zum Schurken entwickelt haben. Psychologisch unglaubwürdig, wie fast alle Figuren. Was hat Oliver an sich, dass ausgerechnet er der Auserwählte ist, der von der Straße gelesen wird, wimmelt es doch in den Parks von Knaben gleichen Schicksals? Und schließlich von jemanden, der in der Geschichte des Jungen verwickelt ist?

Die heimliche Heldin dieses Buches ist die Gangsterbraut Nancy, die aus dem üblichen Schwarz-Weiß-Schema Dickens heraussticht und so etwas wie menschliche Züge in sich trägt. Ihr hätte die Hauptrolle besser gestanden.

Dickens ist ein großer Erzähler mit viel Leidenschaft, doch was er erzählt ist leider ohne Hand und Fuß.

:stern: :stern:
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Beitragvon Susannah » 24.01.2009, 09:45

Ich kenne von Charles Dickens (abgesehen vom Weihnachtsmärchen natürlich) nur "David Copperfield".

Das Buch hat mir zwar recht gut gefallen, weil ich den Stil mag, aber auch da ist die Geschichte ziemlich schwarz-weiß und David immer nur der arme Held, dem selten was Gutes geschieht und der doch immer "heilig" bleibt.

Offenbar ist das genau Dickens´ Ding. :lol:
Nichts ist schöner und nichts erfordert mehr Charakter als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!
(Kurt Tucholsky)
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Beitragvon Krümel » 24.01.2009, 12:45

Das erinnert mich jetzt spontan an den "Idioten" von Dostojewskij.
Ist es denn bei Oliver Twist und seine Passivität auch so, dass dadurch nur noch mehr Elend entsteht? Also das hat mich beim "Idioten" auf die Palme gebracht, möchte man Oliver auch ständig in den Hintern treten?

Auch eine ähnliche Thematik findet man im "Wintermärchen" von Helprin, aber da ist der Held sehr aktiv, und setzt sein gutes Handeln letztendlich auch durch.

Wie kamst du mit der Sprache von Dickens zurecht? Ich mag sie ja nicht, sie ist mir zu anstrengend, umständlich und altbacken.
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Beitragvon chip » 25.01.2009, 09:08

Krümel hat geschrieben:Ist es denn bei Oliver Twist und seine Passivität auch so, dass dadurch nur noch mehr Elend entsteht? Also das hat mich beim "Idioten" auf die Palme gebracht, möchte man Oliver auch ständig in den Hintern treten?

Aber, aber, Oliver ist doch ein kleines unschuldiges Kind. Ihn zu treten wäre genau das, was Dickens versucht zu verhindern. :mrgreen:
Er wird als Opfer des Systems angeführt. Er kann ja gar nichts tun, muss er sich doch seinen Erziehern unterwerfen. Er ist auf die Hilfe eines Erwachsenen angewiesen.

Wie kamst du mit der Sprache von Dickens zurecht? Ich mag sie ja nicht, sie ist mir zu anstrengend, umständlich und altbacken.

Ich kenne Dickens' Stil ja nicht, hab ihn auf deutsch gelesen. Die Übersetzung von Meyrink fand ich klasse. Aber was nennst Du altbacken? Goethe und Storm sind in meinen Augen Altbacken, deren Stil auf Dickens aber nicht zutrifft.

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Beitragvon Krümel » 25.01.2009, 12:07

chip hat geschrieben:Ich kenne Dickens' Stil ja nicht, hab ihn auf deutsch gelesen. Die Übersetzung von Meyrink fand ich klasse. Aber was nennst Du altbacken? Goethe und Storm sind in meinen Augen Altbacken, deren Stil auf Dickens aber nicht zutrifft.


Dann muss das eindeutig an meiner Übersetzung gelegen haben, ich hatte die Erzählungen von ihm im Schuber von Weltbild, so eine grüne Ausgabe, ich fand die Sprache einfach nur schrecklich! :? Gott sei Dank plagt sich nun die Bücherei mit dieser Ausgabe :lol:
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Beitragvon Nerolaan » 25.01.2009, 12:55

Krümel hat geschrieben:Dann muss das eindeutig an meiner Übersetzung gelegen haben, ich hatte die Erzählungen von ihm im Schuber von Weltbild, so eine grüne Ausgabe, ich fand die Sprache einfach nur schrecklich!


Weltbild hat es auch nicht wirklich mit den Übersetzungen, zumindestens was ich kenne.
"Herr der Ringe" hat Weltbild damals für ihre Ausgaben auch noch mal extra übersetzen lassen. Echt grausig..
Und einen historischen Roman (leider weiß ich den Titel nicht mehr) haben sie auch total vermurckst...seitdem machen wir um Weltbild einen großen Bogen. Schade eigentlich.... :-(
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Beitragvon Katia » 25.01.2009, 15:13

Nerolaan hat geschrieben:"Herr der Ringe" hat Weltbild damals für ihre Ausgaben auch noch mal extra übersetzen lassen. Echt grausig..


Sorry für OT: Darüber bin ich jetzt gerade gestolpert (5 Jahre mit einem HdR-Fan im Büro :wink:), es gibt meines Wissens nur zwei Übersetzungen, Carroux (die alte) und Krege. Dass Weltbild Geld für eine dritte Übersetzung investiert, kann ich mir kaum vorstellen. Meinst Du evtl. diese Ausgabe
http://www.weltbild.de/3/15598077-1/buc ... ringe.html
da wird von "neu durchgesehen" gesprochen (was ja reichlich vage ist).

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Dickens, Charles - Oliver Twist

Beitragvon mombour » 07.02.2011, 23:44

Charles Dickens: Oliver Twist

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Ich mache eine Lesung von drei Dickens Romanen. Hier die Frucht meiner ersten Lesung:

Früher, das waren noch andere Zeiten, so sagt man leichtfertig, doch auch früher gab es böse Verbrecher, soziale Missstände. Bessere Zeiten waren das nicht. Wirklich nicht. Das Kinderarbeit im 19. Jahrhundert normal war, davon zeugt Charles Dickens' Roman „Oliver Twist“. Kinder wurden als kleine Erwachsene angesehen, natürlich konnten die arbeiten. Ganz schlimm war es, so lesen wir im Roman, wenn man als Waisenkind aufwachsen musste. Olivers Mutter stirbt bei der Geburt, der Vater nicht greifbar. Doch es ist nicht die soziale Schieflage, die Oliver Twist ins Verbrechermilieu schlittern lässt. Er wird ja nicht zum Verbrecher, sondern bleibt stets einer der Guten. Ein sensibler Junge, der das große Pech hat, in ungünstiger Umgebung aufzuwachen. Die Erzieher des Armenhauses wirtschaften in die eigene Tasche und lassen die Kinder am Hungertuch nagen. Der Kirchspieldiener Mr. Bumble, der die Verantwortung für die Erziehung Olivers trägt, will ihn für Geld an einen Arbeitgeber verhökern. Kinder waren damals völlig rechtlos. Das Verhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern war damals ein völlig anderes als heute. Prügelstrafe, Erniedrigung ( na, ja, gibt's heute auch noch, ist aber nicht mehr Programm). Für Oliver ein großes Leid. Er formuliert das so:

Charles Dickens hat geschrieben:So einsam und verlassen, Sir, so schrecklich einsam", schluchzte der Kleine. "Niemand kann mich leiden. Bitte seien Sie nicht auch noch böse auf mich.


Von Verantwortlichkeit der Behörden ist nichts zu spüren. Dickens gehört sicher zu den ersten, die diese Verantwortungslosigkeit, die Unmenschlichkeit, kritisiert haben. Der strenge Mr. Bumble setzt den Jungen psychisch unter Druck, damit er mit diesem unheimlichen Schornsteinfeger mitgeht, der einige Kinder schon auf dem Kerbholz hat, Kinder, die im Schornstein erstickt sind. Oliver gelingt es, sich nicht in die Krallen des Schwarzen Mannes zu begeben. Doch als er flieht, seine schreckliche Vergangenheit hinter sich lassend, fällt er in London einen Bösewicht in die Hände, dem jüdischen Verbrecher Fagin, der junge Männer ausschickt, die für ihn stehlen. Der Roman teilt die Menschen in gut und böse. Das ist ein wenig trivial. Die guten Menschen helfen Oliver, die schlechten wollen ihm schlechtes antun. So einfach ist das. Der Jude Fagin ist so übel, dass er es geschafft hat, auf einer wikipedia-seite zu landen. Bewusst spielt Dickens mit jüdischen Klisches, ja, zu seiner Zeit war das nicht ungewöhnlich (vgl. Gustav Freytag, Soll und Haben). Fagin ist

Charles Dickens hat geschrieben:...ein uralter, vertrockneter Jude, sein schurkisches Gesicht mit den abstoßendsten Zügen von der Welt von rotem Kraushaar beschattet.


(Joseph Roth setzte in seinem Roman Tarabas dem heute wenig geläufigen Typus des rothaarigen russischen Juden ein Denkmal).

Herrlich ist wie Gustav Meyrink die Dialektsprache des Fagin ins Deutsche gesetzt hat. Ich kann es mir jetzt auch nicht verkneifen, einen reizvollen Verbrecherjargon aufzutischen:
Charles Dickens hat geschrieben:Draußen steht Bill Sikes, und du liegst da und schnarchst, als wenn du Laudanum gefressen hättst. Na also, was is? Bist du schon munter, oder soll ich dir noch nen eisernen Leuchter an den Schädel schmeißen?


Wenn ich das so lese, wie Oliver Twist in unangenehme Situation stolpert, und andere Leute zwangsläufig denken müssen, er sei doch ein schlechter Junge, obwohl er es nicht ist, und wenn ich lese, wie viel bösen unmoralischen Leuten Oliver begegnet ist, so spukt in meinem Kopf, wie übel muss das 19. Jahrhundert doch gewesen sein. Die Menschen damals müssen abgrundtief geistesvergiftet gewesen sein, was immer man sich auch darunter vorstellen mag. Das Böse wütet um sich und will die Guten vergiften. So scheint es:

Charles Dickens hat geschrieben:..der alte schlaue Jude hielt Oliver geschickt in seinem Netz gefangen, nachdem er ihn vorher durch Einsamkeit soweit gebracht, daß er jede Gesellschaft den traurigen Gedanken in dem öden verlassenen Hause vorzog. So hoffte Fagin, seinem Herzen langsam das Gift einzuträufeln, das, wie er annahm, seine Seele mit der Zeit verderben.


Es hätte also sein können, auch aufgrund seiner schwierigen Vergangenheit, dass Oliver eine Verbrecherkarriere loslegt. Aber dem ist nicht so. Überraschenderweise bleibt er so, wie er ist. Nämlich gut, ich meine, es gibt doch andere, die wegen solch gravierender Lebenserfahrungen ganz woanders landen, nicht wahr? Ok, ein wenig Glück hat Oliver eben doch und trifft auf Menschen, die ihm helfen.

Fast gleitet dem Charles Dickens Oliver Twist in der zweiten Romanhälfte. Er taucht immer seltener auf, dafür werden andere Personen in den Vordergrund gerückt. Mir hat das nicht gefallen, weil der Protagonist durchlässig wird. In der ersten Romanhälfte könnte ich dem Schicksal des kleinen Helden nachfühlen, später dann, wurde er mir aus den o.g. Gründen so ziemlich egal. Ich hatte zeitweilig sogar den Eindruck, der Roman gerät mittendrin in einen Stillstand. Es taucht aber noch ein großer Charakter auf, die Prostituierte Nancy, die im Verbrecherdunst ihr Leben fristet, bei der ich wirklich mitfühlen konnte, wie groß ihr Herz wirklich ist und das nicht nur gegenüber Oliver. Ich hüte mich an dieser Stelle, Romaninhalte preiszugeben, aber Nancy ist für mich ein entscheidender Grund, warum ich diesem Roman mit seinen Schwächen doch meinen Lesesegen gebe. „Oliver Twist“ ist ein unterhaltsamer Actionroman, der von Action lebt. Heute gedenken wir den 199. Geburtstag von Charles Dickens.

:stern: :stern:

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Re: Dickens, Charles - Oliver Twist

Beitragvon wolves » 08.02.2011, 09:33

Ich wüsste jetzt nicht mehr wie ich "Oliver Twist" bewerten würde, wenn ich ihn jetzt als Erwachsene lesen würde. Ich möchte es, glaube ich, nicht mehr testen,sondern behalte lieber meine "guten" Erinnerungen an diesen Roman. Mir wäre er vermutlich etwas zu "glatt", zu schwarz und weiß.

Ich sehe an deiner Sig, mombour, dass du jetzt "David Copperfield" liest. Von meiner Erinnerung her ein schöner Roman. Wahrscheinlich sehe ich es heute auch anders. Ich bin auf deine Eindrücke gespannt. Welchen dritten Roman hast du noch von ihm geplant?
Liebe Grüße
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Re: Dickens, Charles - Oliver Twist

Beitragvon mombour » 08.02.2011, 11:28

Hallo wolves,

In der Jugend liest man den Oliver Twist sicher anders als wenn man schon einige Jahrzehnte hinter sich gebracht hat. Wahre ruhig deine guten Erinnerungen.

Sprachlich ist "David Copperfield" wesentlich besser. Man merkt, dass Dickens eine große Entwicklung gemacht hat. Im Anhang des Fischer TB's ist vermerkt: "Mit David Copperfield eröffnet Dickens die ertragreiche Phase seiner Romanproduktion." Da scheint was dran zu sein. Aufgezählt werden in dieser Phase noch folgende Romane: "Bleak House", "Hard Times", "Little Dorrit", "A tale of two cities" und "Great Expectations" (Große Erwartungen), den ich als dritten Roman lesen werde, auf den ich besonders gespannt bin, weil ihn manche Leser für einen der besten von Dickens halten.

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Re: Dickens, Charles - Oliver Twist

Beitragvon chip » 08.02.2011, 12:37

Hallo mombour,
ich hab das Buch auch nicht positiv in Erinnerung, so ziemlich das Gegenteil ist der Fall. Die Geschichte im großen Ganzen unglaubwürdig und zu sehr schwarz-weiß. Hatte ich nicht irgendwo meine Eindrücke hinterlegt? :grübel:

Also meinen Respekt hast Du sicher, wenn Du gleich 3 solcher Texte durchhältst :wink:
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Re: Dickens, Charles - Oliver Twist

Beitragvon Krümel » 08.02.2011, 15:51

Komm mal hoch Fred! Und fertig :flower:
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Re: Dickens, Charles - Oliver Twist

Beitragvon mombour » 08.02.2011, 17:12

chip hat geschrieben:Hallo mombour,
ich hab das Buch auch nicht positiv in Erinnerung, so ziemlich das Gegenteil ist der Fall. Die Geschichte im großen Ganzen unglaubwürdig und zu sehr schwarz-weiß. Hatte ich nicht irgendwo meine Eindrücke hinterlegt? :grübel:

Also meinen Respekt hast Du sicher, wenn Du gleich 3 solcher Texte durchhältst :wink:


Nö, nicht drei solcher Texte. Im Copperfield hat sich Dickens schon zum großen Schriftsteller gemausert. :hurra: "Oliver Twist" war nur eine Fingerübung.
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Re: Dickens, Charles - Oliver Twist

Beitragvon chip » 09.02.2011, 10:24

Du würdest David Copperfield bisher empfehlen?
Große Erwartungen kenn ich bisher nur als Film, der mir sehr gut gefiel. Aber, ich weiß nicht ... Dickens ... allein dieser Name hält mich seit Twist erfolgreich vom Lesen ab ...
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Re: Dickens, Charles - Oliver Twist

Beitragvon mombour » 09.02.2011, 12:27

chip hat geschrieben:Du würdest David Copperfield bisher empfehlen?
Große Erwartungen kenn ich bisher nur als Film, der mir sehr gut gefiel. Aber, ich weiß nicht ... Dickens ... allein dieser Name hält mich seit Twist erfolgreich vom Lesen ab ...


Vergiss den Twist. In "David Copperfield" ist Dickens ein großartiger Erzähler, es ist so, als ob Twist von einem anderen geschrieben worden ist. Die Charaktere stechen viel deutlicher heraus, die Erzählweise hat couleur. Nach dem Twist ist es eine Belohnung "David Copperfield" zu lesen. Es ist wirklich eine Freude zu sehen, wie Dickens sich gemausert hat. :clap:
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