Krümels-Bücherwelt ...

... ein Literaturforum der anderen Art

Faulkner, William - Die Freistatt




Faulkner, William - Die Freistatt

Beitragvon Katia » 07.04.2007, 10:12

[center]William Faulkner: Die Freistatt (OT: Sanctuary)[/center]

Eine alte Farm im Süden der USA wird als illegale Schnapsbrennerei benutzt. Goodwin und seine Frau leben dort ebenso wie der Verbrecher Popeye und der ruhige Thommy. Horace Benbow, Anwalt, gerät aus Versehen dorthin, während wenige Tage später Stewens und seine attraktive Freundin Temple auftauchen, um Alkohol zu kaufen. In der Nacht, die sie dort verbringen geschieht ein Mord und Horace verteidigt den Angeklagten von dessen Unschuld er überzeugt ist.

Faulkners Roman atmet pralles Leben, es wird gesoffen, vergewaltigt, ermordet, die Personen sprechen teils starken Slang (wie meistens in der Übersetzung nicht sehr geglückt). Während Horace und Temple aus einer eher wohlhabenden Mittelschicht kommen, sind Goodwin und seine Kumpane aus ganz armem Milieu - besonders die Geschichten seiner Frau sind sehr bewegend. Viele Szenen werden aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, die Handlung setzt sich so stückweise zusammen. Ich mochte das Buch trotz vieler Qualitäten nicht - was in weiten Strecken sicher an der Übersetzung lag, aber auch an der Atmosphäre, die der Roman ausstrahlt, da wird besinnungslos getrunken, betrogen, gehurt und gelogen. Temples Verhalten war mir über weite Strecken nicht echt nachvollziehbar.
Faulkner wird wahrscheinlich eine zweite Chance bei mir bekommen, da er unbestritten ein glänzender Erzähler ist.

Ich gebe dem Roman :stern: :stern: :stern:, auch wenn mein persönliches Lesevergnügen darunter lag.

Katia

Bild
Benutzeravatar
Katia
techn. Chefkrümel
techn. Chefkrümel
 
Beiträge: 3364
Registriert: 17.07.2006, 11:35
Wohnort: München

von Anzeige » 07.04.2007, 10:12

Anzeige
 

Beitragvon Pippilotta » 07.04.2007, 16:36

Wieder mal ein Argument dafür, dass in der vielumjubelten "SZ-Reihe" auch Flops dabei sind.

Ich bin gerade am Überlegen, welches Buch ich von Faulkner kenne. Er ist mir ein Begriff, aber gelesen habe ich noch nie was von ihm. Und wenn ich bei Amazon so durchstöbere, fällt mir eigentlich auch kein Titel auf, den ich besonders mit Faulkner verbinde. Eigenartig irgendwie. :grübel
Herzliche Grüße
Pippilotta


T.C. Boyle - Wenn das Schlachten vorbei ist

Life is what happens to you while you are busy making other plans (Henry Miller)
Benutzeravatar
Pippilotta
Superkrümel
Superkrümel
 
Beiträge: 4894
Registriert: 19.04.2006, 16:52
Wohnort: ... im Himmel ...

Beitragvon Katia » 07.04.2007, 17:29

"Licht im August" ist, denke ich, sein bekanntester Roman, mit dem er bei mir auch die zweite Chance bekommen wird. Ich hatte einige Flops bei der SZ-Bibliothek (Onetti, Maugham z.B.), aber es waren auch Hightlights dabei. Von den Bänden 51-100 werde ich mir sicher wieder welche zulegen.

Katia
Benutzeravatar
Katia
techn. Chefkrümel
techn. Chefkrümel
 
Beiträge: 3364
Registriert: 17.07.2006, 11:35
Wohnort: München

Beitragvon Krümel » 07.04.2007, 18:59

Katia hat geschrieben: Von den Bänden 51-100 werde ich mir sicher wieder welche zulegen.


Ich auch :D Allerdings sind sie bei Amazon noch nicht gelistet.
BildLiebe Grüße,
Krümel



:lesen3: Klaus Mann - Mephisto
Gedankenwelten
Benutzeravatar
Krümel
Chefkrümel
Chefkrümel
 
Beiträge: 13522
Registriert: 18.04.2006, 23:00
Wohnort: Ostfriesland

Beitragvon Pippilotta » 07.04.2007, 19:37

aber hier

Es sind ein paar großartige Bücher dabei und viele für mich unbekannte!
Herzliche Grüße
Pippilotta


T.C. Boyle - Wenn das Schlachten vorbei ist

Life is what happens to you while you are busy making other plans (Henry Miller)
Benutzeravatar
Pippilotta
Superkrümel
Superkrümel
 
Beiträge: 4894
Registriert: 19.04.2006, 16:52
Wohnort: ... im Himmel ...

Beitragvon chip » 14.01.2008, 02:04

Faulkner, ein Name der bei der Aufzählung amerikanischer Autoren in den oberen Rängen vertreten ist und somit dem Leser hohe Erwartungen aufgedrängt werden, die sich meinerseits jedoch nicht erfüllten.
Das Buch beginnt mitten in der Geschichte, Faulkner lässt dem Leser keine Möglichkeit, sich einzulesen. Dieser Aspekt ist nicht weiter tragisch, die Figuren lassen sich schnell identifizieren und auch die Funktion derselben erschließt sich nach weiteren 20 Seiten. Wenn mitten im Buch jedoch frohgelaunt und wie selbstverständlich ein gewisser ‚Red’ erschossen wird, blättert man erschrocken zurück, da sich das Gefühl erschleicht, man habe diesen ‚Red’ überlesen, eine womöglich tragende Hauptfigur mit seinem tragischen Ende. Beruhigt ist man erst zwei Kapitel später, wo der entscheidende Lebenslauf zutage tritt und man erleichtert feststellt, diese Figur kam zum Zeitpunkt des Todes jungfräulich zu Papier. Die Bauart seines Romans trägt angeblich zu Faulkners Berühmtheit bei, diverse entscheidende Szenen auszusparen, um sie hinterher anzukleben. Das mag zu gewisser Spannung führen, stiftet aber ebenso unnötige Verwirrung. Doch etwas muss dieser Roman zu bieten haben, der Klappentext verrät, durch eben diesen Titel seinen Durchbruch geschafft zu haben. An der Geschichte kann es fast nicht liegen. So stolpert die junge, verwöhnte Temple Drake inmitten einer Schmugglerbande, nachdem sie sich von einem Freund abschleppen lässt. Hier wird sie Augenzeugin eines Mordes. Die Gerichtsverhandlung bringt den falschen Mann hinter Gitter, verteidigt von Benbow, der noch an Gerechtigkeit glaubt und von bestechlichen Richtern und verwegenen Schurken nichts wissen will. Prostitution, Vergewaltigung, Mord, Rassenhass, … hier ist so ziemlich alles vertreten, was der Mensch sich an Verderbtheit ausdenken kann. Leider geht Faulkner nicht tief genug, begnügt sich mit kinoreifen Dialogen, die 3/4 des Buches ausmachen. Hier wird mit der üblichen Effekthascherei eines trivialen Krimis gespielt, die mir gewaltig missfällt.
Von mir nur :stern:

Gruß,
chip
chip
 



Ähnliche Beiträge


Zurück zu Weltliteratur/Klassiker

Wer ist online?

0 Mitglieder

cron