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Gasdanow, Gaito - Das Phantom des Alexander Wolf




Gasdanow, Gaito - Das Phantom des Alexander Wolf

Beitragvon Krümel » 13.03.2013, 12:12

Wir können dem Schicksal nicht entkommen!

Es ist schon eine außergewöhnliche Situation, in der unser Erzähler gerät. Im russischen Bürgerkrieg erschießt er, der noch 16 Jährige, einen Soldat, der auf einem edlen weißen Ross daher schnellt. Der Weißgardist schaut sich das Gesicht des Strebenden noch einmal an und nimmt dann den Schimmel zur Flucht. Jahre später in Paris erfährt er nun, dass wohl dieser Mann, dieser Tote, noch lebt. Der Erzähler hat ein Buch gelesen, in dem diese Begegnung in allen Einzelheiten beschrieben wird, und so keinen Zweifel offen lässt, dass es sich beim Autor um den Erschossenen handeln muss.

>>Uns wurde das Leben unter der unabdingbaren Voraussetzung geschenkt, dass wir es tapfer verteidigen bis zum letzten Atemzug.<<

Beide Männer kämpfen seither mit ihrem Leben. Der eine kann ohne den Gedanken an den Tod nicht mehr existieren; wird gefühlslos, unnahbar und ohne jegliche Intonation.

>>Wenn wir nichts vom Tod wüssten, wüssten wir auch nichts vom Glück, denn wüssten wir nichts vom Tod, hätten wir keine Vorstellung vom Wert unserer besten Gefühle, wir wüssten nicht, dass einige niemals wiederkehren und dass wir sie nur jetzt in ihrer ganzen Fülle begreifen können.<<

Der andere lebt mit der ewigen Schuld ein Mörder zu sein!

>>Dein Denkvermögen behindert dich sehr, denn ohne es wärst du natürlich glücklich.<<

Doch der Leser muss sich noch auf eine entscheidende Liebesgeschichte einlassen, ohne diese gäb es die Geschichte nicht.

>>Überhaupt existiert die Ethik nur in dem Maße, wie wir sie zu akzeptieren bereit sind.<<

Auch wenn widrige Umstände manchmal am Rad des Schicksals drehen, man entkommt seiner Bahn nicht, man durchläuft nur einen Umweg. Nein ich finde die Handlung nicht gestelzt oder zu sehr konstruiert, sondern sie spiegelt einfach die Wirklichkeit wieder, in der manchmal wiederkehrende Ereignisse oder Endlosschleifen vorkommen, und somit ist das Buch philosophisch tief und eine Leseempfehlung.

>>Selbst die Sprache ist geprägt von der Disharmonie dieser Welt.<< Rosemarie Tietze aus dem Nachwort

Gaito Gasdanow, 1903 in St. Petersburg geboren und 1971 in München gestorben, gilt als einer der wichtigsten russischen Exilautoren des frühen 20. Jahrhunderts. Seit 1923 lebte er im Exil in Paris, wo er begann, regelmäßig literarische und journalistische Texte zu veröffentlichen. Wegen der existentialistischen Prägung seines Werks wurde Gasdanow wiederholt als der „russische Camus“ bezeichnet. Sein Werk umfasst zahlreiche Romane und Erzählungen. Bei Hanser erscheint im Herbst 2012 erstmals in deutscher Übersetzung Das Phantom des Alexander Wolf.

1950 wurde der Roman veröffentlicht und auch in viele Sprachen übersetzt, nur in Deutschland kam er nicht auf den Markt. Bisher gab es lediglich „Der natürliche Reisegefährte“ und „Der Irrtum“ von Gadanow.

http://www.3sat.de/mediathek/index.php? ... &obj=32825

Carl Hanser Verlag 2012, Übersetzung: Rosemarie Tietze, Hardcover 17,90 €, 192 Seiten, ISBN 9783446238534
BildLiebe Grüße,
Krümel



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