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Hugo, Victor - Der letzte Tag eines Verurteilten




Hugo, Victor - Der letzte Tag eines Verurteilten

Beitragvon alwin03 » 19.08.2008, 03:12

Titel: Der letzte Tag eines Verurteilten
Autor: Hugo Viktor
Gebundene Ausgabe: 94 Seiten
Verlag: Anaconda (August 2005)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3938484527
ISBN-13: 978-3938484524
Preis: 2,95€ (Amazon)

Über den Autor:


Victor Hugo (1802-1885), der große Literat der französischen Hochromantik, musste 1851 Frankreich verlassen und lebte bis 1870 in Belgien, Jersey und Guernsey. Die Jahre im Exil wurden zu seiner literarisch fruchtbarsten Zeit.


Klapptext:

Hugos Erzählung, die Tagebuchaufzeichnungen eines Verurteilten über die letzten Wochen seines Lebens bis zum Schafott, ist ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die Todesstrafe. "Ich kenne kein ehrenvolleres, kein edleres Ziel als dieses, die Abschaffung der Todesstrafe", bemerkt er in einer drei Jahre nach Erstpublikation (1829) geschriebenen Einleitung.
Historisch bezieht sich Hugo auf eine reihe von Hinrichtungen, die "niemals auf grausamere Weise geschahen" als nach der Julirevolution von 1830. Mit seiner Erzählung, die schon vor mehr als 175 Jahren für Aufruhr sorgte, tritt er "vor alleGerichtshöfe, vor alle Richter, vor alle Geschworenen der Welt", damals wie heute, mit einem bewegenden Schrei nach Humanität, der "die Unverletzlichkeitdes menschlichen Lebens" rigoros einfordert.


Meine Meinung:

Ein kleines, aber sehr bewegendes und leider immer noch aktuelles Buch. Hugo schreibt als Ich-Erzähler die letzten Wochen, die letzten Stunden, die letzten Minuten, eines Verurteilten.
Der Autor hat bewusst den Rechtsbruch des Verurteilten ausgeblendet um keine Parteilichkeit entstehen zu lassen.
Nach dem Motto: " Na dafür hätt ich ihn genauso bestraft!"

Nein er lässt seinen Verurteilten menschlich werden. Bei seinen Gedanken nach der Verlängerung seines Lebens, bei der Suche nach trivialen Dingen, die ihn vom nahen Tod ablenken, die ihn an das Leben erinnern.
Es wird eine "Reise", die immer wieder Türen hinter dem Verurteilten schließt. Er kommt dem Schafott immer näher, ein zurück gibt es an keiner Stelle des Buches, die Türen hinter ihm sind ZU!

Bleibt die Frage nach der Gesellschaft und dem Umgang mit der Todesstrafe.
Das Buch damals, aus sicher gegebenem Anlass geschrieben, distanziert sich vom töten durch den Staat.
Durch die Todesstrafe übt das Gesetz Vergeltung am Rechtsbrecher, macht sich zum Bestimmer über Leben und Tod.
Hat der Verurteilte nicht ähnliches hinter sich, Bestimmer über Leben und Tod?
Ein Satz aus dem Nachwort will mir auch nicht so recht aus dem Kopf gehen.
"Mögen die Mörder den Anfang machen!"

Wie schon geschrieben:
"Ein kleines, aber sehr bewegendes und leider immer noch aktuelles Buch."



:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:



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Ich lese zur Zeit:

--------------------------------------- ???


wENN nUr meinE sCHleChte recht(s)SchreIbunG nICHT wÄr :cry:
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Re: Hugo, Victor - Der letzte Tag eines Verurteilten

Beitragvon Krümel » 01.07.2011, 11:19

Bild

Der Ich-Erzähler berichtet von seinen letzten Tag/en, eigentlich sind es 6 Wochen vor seiner Hinrichtung auf dem Schafott. Diese in Tagebuchform geschriebene Erzählung erschien 1829 in Paris und sorgte für Aufregung bei Justiz, Politik und Gesellschaft. Wobei Hugos Einleitung wohl voll den Zahn der Zeit traf. 1830 kurz nach der Julirevolution, die auch die „Todesstrafe“ abschaffen wollte, geht ein Antrag an die französische Kammer:

>>Vier Männer der Gesellschaft, mit denen man sonst in Salons höfliche Worte tauscht, hatten in hohen politischen Bezirken einen der kühnen Streiche versucht – die mit dem Tode<< geahndet werden sollten; die Todesstrafe abzuschaffen.
>>Nicht deinetwegen, liebes Volk, wollen wir die Todesstrafe beseitigen, sondern unsertwegen. – Wir wollen nicht, daß die oberen Klassen in die Maschine geraten, darum werden wir sie zerbrechen!<<

Dieser Antrag lief darauf hinaus, dass Hinrichtungen auf unbestimmte Zeit hinaus gezögert wurden. Ein Aufschub wurde gewährt, es entspann eine erneute Debatte, die aber zu keinem neuen Ergebnis führte und somit wurde die Todesstrafe eher verschärft als abgeschafft!

Und von dieser neuen Situation berichtet die Geschichte „Der letzte Tag eines Verurteilten“(nicht wie fälschlich auf dem Cover "letzten Tage"), die schon im Titel die Ungeheuerlichkeit trägt, den diese neue Grausamkeit des Wartens mit sich brachte.

In Amerika sitzen die Insassen in ihren Todeszellen oft Jahre bis Jahrzehnte … Victor Hugos Schrift gegen die Todesstrafe hat bis heute nicht an Aktualität verloren, sie ist genauso brisant wie einst und deshalb sehr empfehlenswert.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern:
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Re: Hugo, Victor - Der letzte Tag eines Verurteilten

Beitragvon Pippilotta » 01.07.2011, 13:07

Wieso steht denn eigentlich am Buch selber ein anderer Titel ("Die letzten Tage eines Verurteilten") als das Buch eigentlich heißt? Komisch. Irgendwie ...
Herzliche Grüße
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Re: Hugo, Victor - Der letzte Tag eines Verurteilten

Beitragvon Krümel » 01.07.2011, 14:47

Pippilotta hat geschrieben:Wieso steht denn eigentlich am Buch selber ein anderer Titel ("Die letzten Tage eines Verurteilten") als das Buch eigentlich heißt? Komisch. Irgendwie ...


Den Titel des Freds habe ich geändert Pippi, aber Alwin hat es schon recht verstanden, auch ich hatte aus der Vorrede entnommen "Der letzte Tag" aus dem dann Tage und Wochen wurden. :grübel2:
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Re: Hugo, Victor - Die letzten Tage eines Verurteilten

Beitragvon Krümel » 01.07.2011, 14:52

Bei wiki wird auch nur ein Tag erwähnt: http://de.wikipedia.org/wiki/Der_letzte ... rurteilten

Hat hier Anaconda den Titel geändert? Was heißt denn nun: Le dernier jour d'un condamné

Edit: Hat er wohl, und so ändere ich den Titel wieder um :wink:
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Re: Hugo, Victor - Die letzten Tage eines Verurteilten

Beitragvon Pippilotta » 01.07.2011, 14:56

Ja, komisch, gelle. Die frz. Übersetzung ist auch ein Tag ("Le dernier jour d'un condamné") und in Wikipedia ist es auch als "Der letzte Tag eines Verurteilten".
Herzliche Grüße
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