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Lebert, Hans - Die Wolfshaut




Lebert, Hans - Die Wolfshaut

Beitragvon Voltaire » 24.05.2008, 18:47

Titel: Die Wolfshaut
Autor: Hans Lebert
Verlag: Neuer Europa Verlag Leipzig
Erschienen: Mai 2008
Seitenzahl: 557
ISBN-10: 3866955405
ISBN-13: 978-3866955400
Preis: 24.90 EUR


„Schweigen, ein österreichisches Bergdorf, im regennassen November 1952. Nach Jahrzehnten kehrt der Matrose Johann Unfreund in seinen Heimatort zurück. Schritt für Schritt nähert er sich der Vergangenheit – den dunklen vertrauten Waldwegen, der verlassenen Ziegelei, dem toten Vater. Bald ereignen sich im Dorf merkwürdige Todesfälle. Die Bewohner glauben an einen Wolf, der in den Bergen sein Unwesen treibt. Johann will herausfinden, was in Wahrheit passiert ist – und stößt auf eine Mauer aus Angst und Schweigen. Argwöhnisch beäugt die Dorfgemeinschaft seine Spurensuche. Ein gemeinsames Verbrechen der jüngsten Vergangenheit schweißt die Bewohner zusammen.“

Soweit der Klappentext.

Hans Lebert wurde 1919 in Wien geboren und starb 1993 in Baden bei Wien. Das vorliegende Buch erschien erstmals 1960, wurde 1961 mit dem „Theodor-Körner-Preis“ und 1962 mit dem „Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur“ ausgezeichnet.

Für die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek war „Die Wolfshaut“ die Wiederentdeckung des Jahres. Sie bezeichnete dieses Buch als eines „der größten Leseerlebnisse“ ihres Lebens.

Dieses Buch ist nicht nur ein sprachliches Meisterwerk. Man zählt es auch zur Gruppe der bedeutendsten „Antiheimatroman“. Bergromantik wird man vergeblich suchen, auch ein Kriminalroman ist dieses Buch nicht, auch wenn sich der Autor einiger typischer Merkmale eines Kriminalromans bedient. Es geht um die Verstrickung in schwere Schuld. Nicht umsonst hat der Autor als Dorfnamen „Schweigen“ gewählt. Und auch der Name des Matrosen mit „Johann Unfreund“ ist keine zufällige Wahl. Nichts in diesem Buch geschieht zufällig, wer ein stimmungsvolles Bergbild erwartet, der sollte lieber die Hände von diesem Buch lassen.
Viele Freunde hat sich Lebert mit diesem Buch in Österreich nicht gemacht. Anfangs fand sich nicht einmal ein österreichischer Verlag, um dieses Buch herauszubringen. Das mag sicher auch mit dem gestörten Verhältnis der Österreicher zu ihrer Vergangenheit zu tun haben. Denn die Verstrickung in Schuld hat auch mit dem noch nicht lange zurückliegenden Krieg zu tun.

Hans Leberts „Die Wolfshaut“ ist ein Meisterwerk der deutschsprachigen zeitgenössischen Literatur. Es ist ein Buch, dem man sehr viele Leser wünscht, und bei dem man nicht versteht, warum es bisher offensichtlich einen literarischen Dornröschenschlaf erleben musste. Lebert ist ein Meister der Sprache. Er hat seinen ganz eigenen, seinen ganz besonderen Sprachstil. Dieses Buch ist ein echtes Leseerlebnis und verschwindet nicht so schnell aus den Leseerinnerungen.

Meine Bewertung:
:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

Bild

edit Pippilotta: Ich habe mir erlaubt, dieses Buch in "Weltliteratur/Klassiker" zu verschieben.
nochmals edit: ich hab es wieder zurückverschoben.
Voltaire
 

von Anzeige » 24.05.2008, 18:47

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Beitragvon Krümel » 24.05.2008, 19:09

Das kommt demnächst ins Blog :D
BildLiebe Grüße,
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Beitragvon Pippilotta » 24.05.2008, 19:48

Danke für die Vorstellung, Voltaire!

Ich erinnere mich daran, dass ich vor ca. 5 Jahren (oder länger?) verzweifelt auf der Suche nach diesem Buch war. Meine Schwägerin brauchte es für ihre Bibliothekarsprüfung und dieses Buch war im Buchhandel nicht erhältlich, und in einer einzigen Bücherei im Umkreis von 100 km verfügbar - und auch hier auf lange Zeit im Voraus reserviert.

Wurde uns vielleicht dieses so wichtige Buch aus welchen Gründen auch immer "vorenthalten"?
Jedenfalls gut, dass es nun wieder erhältlich ist, ich werde danach Ausschau halten!
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Voltaire » 24.05.2008, 21:35

Ich meine mich zu erinnern es bei der "Zeitgenössischen Literatur" reingestellt zu haben. Ob es wirklich "Weltliteratur/Klassiker" ist, muss sich erst noch erweisen.

In diesem Zusammenhang erlaube ich mir die Bemerkung, dass ich die Rubrik für meine Beiträge schon bewusst aussuche und sie nicht irgendwo reinpacke wo gerade Platz ist.
Voltaire
 

Beitragvon Pippilotta » 25.05.2008, 07:46

@Voltaire: Sorry fürs Herumpfuschen, aber ich habe mein "edit" hinterlassen. Ich habe auch lange überlegt, wo es rein gehört. Ich weiß auch, dass Du Dir sehr wohl Gedanken darüber machst. Allerdings fand ich "Zeitgenössisches" deshalb nicht ganz zutreffend, weil nicht unbedingt die "Jetztzeit" geschildert wird (wobei ich aber denke, die Thematik ist "zeitlos"), und auch der Autor bereits verstorben ist.
Herzliche Grüße
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Beitragvon Voltaire » 25.05.2008, 21:27

Pippilotta hat geschrieben:@Voltaire: Sorry fürs Herumpfuschen, aber ich habe mein "edit" hinterlassen. Ich habe auch lange überlegt, wo es rein gehört. Ich weiß auch, dass Du Dir sehr wohl Gedanken darüber machst. Allerdings fand ich "Zeitgenössisches" deshalb nicht ganz zutreffend, weil nicht unbedingt die "Jetztzeit" geschildert wird (wobei ich aber denke, die Thematik ist "zeitlos"), und auch der Autor bereits verstorben ist.


Ich fand meine Eingruppierung sehr wohl zutreffend und bin einigermaßen sauer, dass hier an meiner Rezi "herum moderiert" wird. Mir ist deine Definition des Begriffes "zeitgenössisch" schlichtweg egal. Das Buch um das es geht, ist weder Weltliteratur noch ist es ein Klassiker. Dazu kann es vielleicht einmal werden; bis jetzt ist es aber noch nicht einmal auf dem Weg dorthin.

Ich bin entsetzt wie hier Regularien über Dinge getroffen werden, die nun wirklich Gegenstand individueller Ansicht sind. Vielleicht sollte man sich anderenorts einmal über den Begriff "Moderation" austauschen. Für Schulmeisterei stehe ich jedenfalls nicht zur Verfügung.

Und "zeitgenössisch" hat doch nicht ausschließlich mit "Jetztzeit" zu tun. Gerade der Begriff "zeitgenössisch" deckt einen ziemlich großen Zeitraum ab.
Voltaire
 

Beitragvon Pippilotta » 25.05.2008, 21:36

Ich bin jetzt doch einigermaßen erstaunt über Deine Reaktion. Es gab damals bei der Genre-Einteilung bzw. Genrenominierung eine Diskussion, was unter "Zeitgenössisches" zu verstehen ist. Wie man der Foreneingangsseite entnehmen kann, haben wir uns auf (der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit) geeinigt. Da zumindest Ersteres nicht zutrifft, suchte ich eine Alternative.

Unter "Belletristik/Erzählung/Unterhaltungsliteratur" wollte ich es nicht einordnen, weil es mir "unangemessen" erschien.

Aber ich bin gerne bereit, die Verschiebung wieder rückgängig zu machen und ich überlasse es Dir, den Begriff "Moderation" zu definieren.

Gute Nacht!
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Krümel » 26.05.2008, 09:57

Also ein Zeitgenosse kann er nicht mehr sein, der Autor ist verstorben, wir leben nicht gleichzeitig mit ihm, ansonsten wären wir längst unter der Erde. Aktuell kann zutreffen, weiß ich jetzt aber auch nicht so genau.
Ein Klassiker ist er nicht, aber er könnte zur Weltliteratur zählen.

Aber wir werden uns doch hier nicht wegen einer blöden Schublade streiten? :roll:

Ich bitte um Abstimmung. Wo soll das Buch hin?
BildLiebe Grüße,
Krümel



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Beitragvon Coco » 26.05.2008, 10:09

Kann es nicht vielleicht wirklich der entscheiden, der die Rezi geschrieben hat? Sicherlich macht sich jeder darüber Gedanken, welcher Rubrik er es zuordnet ... zumal das Lesen des Buches doch auch noch einen viel tieferen Eindruck hinterlässt als Lesen einer Rezension.

Aber eigentlich ist es mir nicht so wichtig, in welcher Rubrik ein Buch steht. :wink:
Liebe Grüsse
Coco

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