Krümels-Bücherwelt ...

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Márai, Sándor "Die Glut"




Márai, Sándor "Die Glut"

Beitragvon Krümel » 19.04.2006, 19:34

Die Glut von Sándor Márai

Kurzbeschreibung von Amazon

Darauf hat Henrik über vierzig Jahre gewartet: Sein Jugendfreund Konrád kündigt sich an. Nun kann die Frage beantwortet werden, die Henrik seit Jahrzehnten auf dem Herzen brennt: Welche Rolle spielte damals Krisztina, Henriks junge und schöne Frau? Warum verschwand Konrád nach jenem denkwürdigen Jagdausflug Hals über Kopf? Eine einzige Nacht haben die beiden Männer, um den Fragen nach Leidenschaft und Treue, Wahrheit und Lüge auf den Grund zu gehen. – »Sándor Márai hat einen grandiosen, einen quälenden Gespensterroman geschrieben, einen Totengesang der Überlebenden, denen die Wahrheit zum Fegefeuer geworden ist. Die Glut hat ihnen das Leben zur Asche ausgebrannt.« (Thomas Wirtz in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung)

Meiner Meinung nach liegt die Besonderheit in diesem Werk darin, dass man annehmen könnte, es würde sich hier um einen auktorialen Roman handeln, mit einem Erzähler, der objektiv das Geschehen betrachtet. Doch die subjektive Haltung des Erzählten wird schnell deutlich, denn es wird lediglich die Wirklichkeit einer Romanfigur dargestellt. Márai wählt ganz bewusst dieses (personale) Mittel, weil es nur ein Motto oder Leitmotiv gibt: Eben diese subjektive Wirklichkeit mit der Frage nach der Wahrheit. Es ist ein sehr philosophisches Werk, da sich alles um diese Ausgangssituation dreht.
Für mich ist es ein ganz ausgezeichnetes Buch, da ich nie deutlicher diese Erzählform gelesen habe. Kurz und knapp, runder kann man einen Roman nicht schreiben. Bravo!


:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

Die Glut

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Zuletzt geändert von Krümel am 24.04.2006, 18:48, insgesamt 1-mal geändert.
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von Anzeige » 19.04.2006, 19:34

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Beitragvon Rabe » 19.04.2006, 21:58

Oh ja, das Buch hat mich wirklich absolut begeistert. Ich habe selten einen Autor gesehen, der mit so sachlichen Sätzen trotz allem so viel Gefühl rüberbringt. Und die Gedankengänge des Protaonisten sind wirklich faszinierend.. Toll, dass du das Buch hier vorstellst, Krümel, denn dann werden noch einige Leute mehr auf dieses tolle Buch aufmerksam!
Rabe
 

Beitragvon Karthause » 23.04.2006, 13:18

"Die Glut" von Sandor Márai ist das Buch, welches mich in der letzten Zeit am stärksten beeindruckt hat. Die Sprache mit der Márai mich verzauberte, ist für mich bisher einzigartig. Ich habe "Das Vermächtnis der Eszter" noch auf meinem Leseplan. (Ach, da fällt mir ein, zu dem Buch habe ich ja von MM eine Einladung zur persönlichen Leserunde. Wenn ich mir das nicht aufschreibe, vergesse ich das doch glatt. Leider habe ich z.Z. keinen Stift.) :mrgreen:
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Beitragvon Pippilotta » 12.05.2006, 06:53

Ich habe das Buch auch sehr gerne gelesen, obwohl ich anfangs doch etwas enttäuscht war. Ich hatte kurz zuvor "Das Vermächtnis der Eszter" gelesen und irgendwie wiederholte sich die Thematik doch sehr. Es geht ebenfalls um Vergangenheitsbewältigung, um eine große Enttäuschung, um Vertrauensverlust etc. Anfangs dachte ich "fällt dem Autor nichts Neues ein? Sind alle Bücher so?

Doch während ich beim "Vermächtnis der Eszter" doch einige Probleme mit der Hauptperson hatte, d.h. manche Handlungen/Gedanken für mich leider nicht nachvollziehbar waren, kam ich in "Die Glut" ganz klasse rein.

Vor allem die Wandlung des Henrik, von einem Mann, der nach Rache dürstet, der sein Leben lang darauf wartet, seinem "Feind" gegenüber zu treten, und wie sich dann sämtliche schlechte Gedanken und Pläne verflüchtigen.

Ein ganz tolles Buch, und ich werde mir sicherlich von Sandor Marai so nach und nach andere Bücher zulegen!
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Beitragvon Salome » 13.09.2006, 08:10

"Die Glut" hat mich tief beeindruckt!
Marai ist für mich ein absolut begnadeter und unvergleichlicher Schriftsteller.
Die Geschichte der beiden Jungen,die sich finden und lieben,wie Brüder;der eine reich,der andere arm,ist an sich schon interessant und sehr schön zu lesen.
Was einen allerdings nicht mehr loslässt ist die Tiefe der Figur des Generals,den er,mit all seinen Gedanken,seiner einundvierzigjährigen geistigen Entwicklung so darstellt,daß man trotz der Kürze des Buches ,totalen Einblick in dessen Geist und Gefühle hat.
Die Weisheit,die der General aus seinem Leben geschöpft hat,nimmt man auch für sich gerne an.
Dieses Buch ist weiterhin ein gut gezeichnetes Portrait seiner Zeit,vom Kaiserreich bis zum zweiten Weltkrieg...

Fazit:
Marai ist für mich eine tolle neue Entdeckung und ich möchte gerne noch viel mehr von ihm lesen

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:
Salome
 

Beitragvon Karthause » 13.09.2006, 08:45

@Salome

Kann es sein, dass dich der Márai-Virus auch befallen hat? Dann ist das hier wohl kein Bücherforum mehr, sondern eine Intensivstation für Márai-Süchtlinge. :mrgreen:
Viele Grüße
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Beitragvon Salome » 13.09.2006, 10:03

Sieht so aus, ja... :mrgreen:
Dagegen ist man halt einfach machtlos,man muss ihn lieben.
Habe schon "Das Vermächtnis der Eszter" bei TT ergattert. :jep:
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Beitragvon Cassa Dar » 13.09.2006, 12:11

Ich melde mich freiwillig zum Dienst auf der Intensivstation. Mich hat das Fieber nicht erwischt. Obwohl ich das Buch gut geschrieben und interessant fand, ist der Funke nicht übergesprungen.
Also gebt Bescheid, wenn ihr meiner bedürft. :lol:
Wer den Tag mit einem Lächeln beginnt, der hat ihn bereits gewonnen.

:studie: Die Rebellin - Trudi Canavan
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Beitragvon Rabe » 13.09.2006, 15:38

Jaja, mich hats absolut erwischt! Drei gelesene Márais im Regal und wer weiß wie viele auf der Wunschliste.. :mrgreen:
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Beitragvon alwin03 » 24.06.2007, 09:54

Es war nicht mein erster, angefangen hab ich mit "Die Gräfin von Parma" und ganz sicher nicht mein letzter. Eigentlich standen, oder stehen alle auf meiner SUB-Liste. Die meisten hab ich schon gelesen und nur wenige muss ich noch kaufen.
Mit "Die Glut" rundet sich mein Eindruck von Marai ab. Ich bin von Schreibstil und seiner Erzählform begeistert. Ein Makel hat seine Schreibweise jedoch, es ähneln sich all seine Werke und man sollte der Reihe nach, so wie erschienen, lesen weil sich viel autobiographisches in den Büchern wiederfindet.

Von mir volle Sternzahl :wink:
Ich lese zur Zeit:

--------------------------------------- ???


wENN nUr meinE sCHleChte recht(s)SchreIbunG nICHT wÄr :cry:
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Beitragvon Krümel » 24.06.2007, 11:49

alwin03 hat geschrieben: Ein Makel hat seine Schreibweise jedoch, es ähneln sich all seine Werke und man sollte der Reihe nach, so wie erschienen, lesen weil sich viel autobiographisches in den Büchern wiederfindet.


Stimmt, sie ähneln sich alle. Der Reihenfolge brauchst du sie nicht zu lesen, wenn du seine Bio liest :wink: Allerdings ist die Bio von Zeltner keine sehr gelungene, aber es gibt keine andere, oder?

Auch ich werde alle seine Bücher nach und nach lesen, wenn sie denn übersetzt werden, aber mit großen Abstand von Buch zu Buch, weil eben die Ähnlichkeit wirklich ein Manko ist :? Aber die Sprache, und die intensiven Figuren haben es mir angetan :D
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Beitragvon Pippilotta » 24.06.2007, 13:43

Ich habe zwar erst 2 Bücher von ihm gelesen (Das Vermächtnis der Eszter, Die Glut) und die Ähnlichkeit fiel mir auch sehr auf.

Dennoch sind die Bücher ein Genuss, weitere liegen auf dem SUB und ich habe auch vor, alle von ihm zu lesen. Allerdings, so wie Krümel schon schrieb, mit etwas Abstand zueinander.

Gibt es wo eine chronologische Liste der Werke? Bei wikipedia habe ich eine Auflistung der Werke nach ihrem Entstehen gefunden (nicht nach ihrer dt. Veröffentlichung), die allerdings viele Werke nicht beinhaltet. :?: (aber jedenfalls bezeugt, dass wir uns wohl noch auf einige - bisher nicht erschienene - Bücher von ihm freuen dürfen)

Die große Nummer.
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...Doch blieb er ein Fremder.
20 Jahre, in 700 Bildern. 1910-1930.
Achtung! Bissiger Hund!
Bekenntnisse eines Bürgers.
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Geist im Exil. Tagebücher 1945-1957.
Der Wind kommt vom Westen. Amerikanische Reisebilder.
Musik in Florenz.
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Der große Augenblick.
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Beitragvon wolves » 24.06.2007, 18:22

"Die Glut" liegt noch auf meinem SUB. Ich freue mich schon so richtig darauf es zu lesen, weil mich eure Kommentare immer neugieriger darauf machen :D
Das wäre dann mein erster Márai, mal sehen ob mich auch der Virus erwischt :mrgreen:
Liebe Grüße
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Beitragvon GFOLJ » 05.07.2007, 14:26

@Pippilotta: "Die Kerzen brennen ab" habe ich vor etlichen 20 Jahren gelesen, ich habe das Buch irgendwo zu Haus, aber seit meiner Übersiedlung vor acht Jahren finde ich es nicht mehr. Ich wollte nur bemerken, daß dieses Buch wahrscheinlich die Erstausgabe von "Die Glut" ist.

Wie gesagt, es sind schon viele Jahre her, seit ich das Buch gelesen hatte, und "Die Glut" habe ich erst vor einigen Monaten gelesen aber ich konnte die Handlung sofort erkennen, entweder ist sie sehr ähnlich oder der Titel des Buches wurde umbenannt.

Grüße, GFOLJ :wink:
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