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Poe, Edgar Allan - Arthur Gordon Pym




Poe, Edgar Allan - Arthur Gordon Pym

Beitragvon marilu » 06.11.2006, 14:38

In einer Biografie über Edgar Allan Poe habe ich eine Übersetzung der Originaltitelseite gefunden, die den Inhalt kurz und prägnant zusammenfasst (da er viele Details enthält, schreibe ich den Text als Spoiler):

Spoiler hat geschrieben:Umständlicher Bericht des Arthur Gordon Pym von Nantucket, enthaltend sämtliche Einzelheiten einer Meuterei & abscheulichen Metzelei an Bord der Amerikanischen Brigg GRAMPUS, während ihrer Fahrt in die Süd-Meere, im Monat Juni des Jahres 1827. - Sowie die Schilderung der Wiedereroberung des Fahrzeugs durch einige der Überlebenden; deren Schiffbruch, und sich anschließende schreckliche Erleidnisse unter Verschmachtungserscheinungen; ihre endliche Erlösung durch den Britischen Schooner JANE GUY; das kurze Kreuzen des letztgenannten Fahrzeugs in den Antarktischen Meeren; wie man es, inmitten einer unter dem 84. Grad südlicher Breite gelegenen Inselgruppe, kaperte & seine Mannschaft massakrierte; welch bedauerlicher Unglücksfall jedoch die Veranlassung zu fürderen erstaunlichen Abenteuern & Entdeckungen noch weiter südlich werden sollte.


Meine Meinung:

Anfangs las ich das Buch begeistert - doch nach etwa 50 Seiten wurde die Schilderung des Überlebenskampfes von Arthur, Augustus und Dirk Peters allzu grausig. Der Stil der Erzählung verändert sich von der Horrorbeschreibung hin zu einer geradezu wissenschaftlichen Erörterung der Geografie der besuchten Inseln. Es handelt sich später verstärkt um Vegetation und Beschaffenheit der bereisten Inseln. Das Wetter ist schön und so können Peters und Arthur die Schrecken der vergangenen 1 3/4 Monate verdrängen. Doch es wäre nicht Poe, wenn jetzt nicht noch etwas schreckliches passieren würde...

Teilweise habe ich Absätze nur noch überflogen, weil mir die Beschreibungen zu langatmig waren. An einer Stelle schreibt Poe, er wolle einen nautischen Vorgang für Laien erklären, da die wenigsten seiner Leser eine seemännische Ausbildung haben. Gerade an der Stelle schmeißt er mit Fachbegrifen um sich. Das hat mich geärgert!

Mein Fazit:

Besonders der Anfang und das Ende sind extrem gelungen - wen wundert es bei Edgar Allan Poe?! Er weiß ganz genau, was er macht. Der Teil über Arthurs Zeit an Bord während der Meuterei und seiner Stunden der Ungewissheit war für mich der stärkste des ganzen Romans.

Erstaunlich, wie Edgar A. Poe anfangs einen Horroroman schrieb, anschließend einen Reisebericht hinzufügte und abschließend ein mystisches Ende in ein und dem selben Werk fand. Nicht jedem Autoren hätte man diese Stilschwankungen verziehen.

Ich habe mal wieder festgestellt, dass Seefahrerromane nicht mein Genre sind. Objektiv betrachtet, ist der Roman aber sehr außergewöhnlich und beeindruckend konstruiert. Man muss Poe schon allein deshalb applaudieren, weil er etwas neues ausprobierte und geschickt mit seinem Publikum spielte (auch wenn der Erzählfluss darunter bisweilen leidet).

Am Rande:

Edgar A. Poe verkaufte den Roman bei der Veröffentlichung übrigens als Tatsachenroman. Trotz kritischer Stimmen, fielen viele der Leser auf diese Mystifizierung herein. Was Poe wiederum zum Anlass nahm, eine spöttische Schrift über die Leichtgläubigkeit der Leserschaft zu verfassen - ein Spott, der nicht bei jedem ankam... :wink:

:stern: :stern: :stern: ( :stern: )

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