Wie versprochen, hier nun meine abschließende Meinung:
Lange, viel zu lange, stand dieses Meisterwerk ungelesen in meinem Regal. Fast schon in minimalistischen Stil beschreibt Schnitzler die Szenen einer Ehe. Mit wenigen Worten vermag er beeindruckende Bilder zu zeichnen, er führt den Leser immer dicht an der Grenze zwischen Traumwelt und Realität. Kein Wort ist zu viel oder überflüssig. Erstaunlich welche Tiefe und Fülle er auf nur 95 Seiten bannen kann. Schnitzler bediente sich dabei vieler zu deutender Traumbilder – Freud lässt grüßen – die ich zugegebenermaßen oft sicher nur unzureichend zu interpretieren vermochte. Für seine Zeit erzählt Schnitzler erstaunlich frei von den offenen und versteckten erotischen Wünschen der Eheleute; von den Erlebnissen Fridolins, der in allen Frauen immer nur Albertine suchte und von der Wehmut, die Albertine befiel, wenn sie daran dachte, ohne jegliche erotische Erfahrung in die Ehe gegangen zu sein.
„Traumnovelle“ ist trotz der Kürze, wahrscheinlich aber gerade deswegen, ein äußerst komplexes Werk, das mich zwar fasziniert, aber sich mir in seiner Gänze noch nicht völlig erschlossen hat. Es wartet also auf ein „noch einmal Lesen“, das wird aber erst geschehen, nachdem ich mich ein wenig in die Welt Sigmund Freuds eingelesen habe.