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Zweig, Stefan - Brennendes Geheimnis




Zweig, Stefan - Brennendes Geheimnis

Beitragvon chip » 20.01.2008, 08:16

Der junge Baron wollte den Urlaub überhaupt nicht nehmen, als er vor dem Hotel absteigt und sein Zimmer bezieht. Doch wenn er schon mal hier ist, kann er einmal mehr sein Spiel spielen - ein Frauenherz erobern. Ein Spiel, nichts weiter. Doch hierfür benötigt er einen Spielpartner, den er in Form einer jungen Mutter am Tisch sitzen sieht. Seine Taktik, sich über den 12jährigen Edgar an die Mutter heranzutasten, gelingt ihm. Er täuscht Interesse vor, geht mit dem Jungen spazieren. Edgar fühlt sich erwachsen, seit er ihn zum Freund hat.

Edgar stellt aber fest, wie er ihm immer öfter auszuweichen versucht, wenn seine Mutter zugegen ist. Und als er einmal völlig ignoriert wird, sinnt er auf Rache. Die vorgetäuschte Freundschaft des jungen Mannes und die dreiste Mutter, sich zwischen ihnen geschoben zu haben, geben dem Jungen Anlass genug, sich trotzig und ungehörig zu benehmen. Edgar erkennt, dass beide ein Geheimnis hüten und lauert ihnen nach. Er kommt zu der Ansicht, dieses Geheimnis sei der Schlüssel zur Erwachsenenwelt. Stattdessen werden die aufgedeckten Lügen der Erwachsenen ihm diesen Blick in diese Welt gewähren, der ihn erschauern lässt und dankbar sein wird, noch Kind zu sein.

Auch hier hat Zweig einen herrlichen Anfang auf Papier gebannt, die Absicht des Mannes glanzvoll geschildert. Dann allerdings macht er einen Fehler. Er berichtet aus der Sicht des Jungen. Dabei treten Überlegungen zutage, die fast unmöglich von einem 12jährigen Bengel gedacht werden können. Man könnte vergessen, dass es ja nur ein Kind ist, wenn diese naiv kindlichen Fragen nicht permanent auftreten würden. Zweig lenkt Edgars Gedanken immer wieder zurück auf diesen Punkt, immer wieder. Der Junge nervt gewaltig, wird dem Leser nach einer Weile lästig. Sperrt ihn ein und lasst uns stattdessen am Geheimnis teilhaben. :wink:
:stern: :stern: :stern:

Gruß,
chip

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chip
 

von Anzeige » 20.01.2008, 08:16

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Beitragvon Pippilotta » 20.01.2008, 10:07

Ich habe das Buch während der Schulzeit gelesen, es hat mir - wie damals alles von Stefan Zweig - sehr gut gefallen! Allerdings habe ich die Bücher damals unter einem anderen Aspekt gelesen, nicht so viel hinterfragt, wie ich es u.U. jetzt tue.

Es wäre jetzt wirklich interessant, ob - unter den von Chip genannten Kritikansätzen - mir das Buch noch genauso gut gefällt. Im Regal steht es ja.... sollte ich doch einmal einen Versuch wagen!
Herzliche Grüße
Pippilotta


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