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Zweig, Stefan - Die Welt von Gestern




Zweig, Stefan - Die Welt von Gestern

Beitragvon Krümel » 19.09.2006, 10:34

Die Welt von Gestern - Stefan Zweig

Kurzbeschreibung von Amazon:
Diese Erinnerungen eines Europäers zeigen noch einmal die Gelöstheit und Heiterkeit Wiens und Österreichs in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, die Welt der Sicherheit, die Stefan Zweig selbst wie einigen, wenn auch nicht allen, die individuelle Freiheit zu garantieren vermochte; sie zeigen Glanz und Schatten über Europa bis zum Sonnenuntergang, bis zu Hitlers Machtausübung, bis Europa "sich zum zweiten Mal selbstmörderisch zerfleischte im Bruderkriege". Stefan Zweig hat "Die Welt von Gestern" als Zeitzeuge aufgezeichnet und dabei nicht so sehr sein eigenes Schicksal festgehalten, sondern das seiner Generation; er hat mit diesem Buch, weit über das Persönliche hinaus, das Lebensgefühl einer Epoche aufgezeichnet.


Dies ist eine sehr gut lesbare Geschichtsbeschreibung aus der Sicht von Stefan Zweig. Das Buch ist sehr informativ, der Leser erhält gute Eindrücke in das gesellschaftliche Leben Wiens und ganz Europa. Oft wird es als Autobiographie z. B. bei wikipedia eingestuft, dem möchte ich eigentlich widersprechen, denn dafür enthält es meiner Meinung nach zu wenig aus den persönlichen Leben des Autors, Zweig geht vielmehr auf die Umstände, auf das literarische Leben, und Gedankenprägungen seiner Zeit ein. Für mich ist es verblüffend gewesen, wie Zweig die Situationen vor dem I. und auch vor und während des II. Weltkriegs einschätzt, und wie richtig er mit seinen Ansichten das Ganze eingestuft hat.
Wer nach einem Werk sucht, welches in einer angenehmen Weise diese Zeit erklärt und beschreibt, sollte dieses Buch lesen, das ich wirklich weiterempfehlen kann.




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von Anzeige » 19.09.2006, 10:34

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Beitragvon Pippilotta » 19.09.2006, 18:09

Ich empfinde dieses Buch auch als sehr beeindruckendes Zeitdokument. Zweig beobachtet die Zeitspanne von den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges und schildet seine Gedanken, Gefühle, Ängste und Ahnungen. Es sollte dennoch betont werden, dass die Dinge aus seiner Sicht und seiner Schicht - und das ist die gehobene - geschildert werden. Ob es ein Abbild des realen Lebens ist, wage ich zu bezweifeln.

Besonders das doch sehr gegensätzliche Europa rund um die Jahrhundertwende hat mich sehr beeindruckt. Das dekadente Wien steht einem fortschrittlichen London, einem lebensbejahenden Paris gegenüber. Der Zerfall des Kaiserreiches, der eigentlich schon vorauszuahnen war doch woran niemand denken wollte wird ebenso geschildert wie die nationalsozialistischen Strömungen ab Mitte der 20-er Jahre.

Das Buch trägt viele autobiografische Züge, schildert doch Zweig aller Erinnerungen aus seinem Gesichtsfeld. Als Kosmopolit war er in ganz Europa zuhause, seine Reisen führten ihn auch nach Indien und Amerika. Beeindruckend mit wie vielen namhaften Persönlichkeiten aus Kunst, Politk und Kultur Stefan Zweig verkehrte.
Dennoch fließen nur wenige persönliche, private Dinge in das Buch ein. Ich bedaure es etwas, denn ich hätte sehr gerne erfahren, wie Zweig zu seiner schriftstellerischen Tätigkeit stand, welche Beweggründe ihn veranlasst haben. Auch sein privates Leben bleibt im Dunkeln.

Ich kann mich dem Eindruck nicht erwehren, dass es sich bei Stefan Zweig doch um einen sehr eigenen, vielleicht ein bisschen selbstverliebten und auf sich eingebildeten Menschen handelt. Er wird nicht müde zu betonen, wer nicht alles zu seinen Freunden zählt (von Siegmund Freud über Romain Rolland, Richard Strauss, Rilke, Schnitzler, Andre Gide, James Joyce, die damals berühmtesten Schauspieler, Theaterdirektoren, usw.).

Alles in allem aber ein absolut empfehlenswertes Buch für ein besseres Verständnis dafür, warum das Europa von heute so aussieht, wie es aussieht!

:stern: :stern: :stern: :stern:
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