Marija ist die Tochter eines kroatischen faschistischen Nationalisten, im Buch nur „der Alte“ genannt, der seine Familie nach dem 2. Weltkrieg in Wien gelassen hat und selber nach Argentinien geflüchtet ist. Durch diverse dubiose Geschäfte ist er zu einem vermögenden Mann geworden, ist nunmehr zum dritten Mal verheiratet und hat 2 kleine Kinder. Doch die Zeit in Südamerika sieht er nur als Übergang, er ist felsenfest davon überzeugt, dass seine wahre Berufung – seiner Heimat Jugoslawien zum „richtigen“ Regime zu verhelfen - kommen wird. Als Ende der 80er Jahre der Eiserne Vorhang fällt und sich ein politischer Umsturz ankündigt, sieht er seinen großen Auftritt kommen. Zusammen mit anderen „Ewig-gestrigen“ macht er sich auf die Reise nach Zagreb mit dem Vorhaben, die Geschichte neu zu schreiben und direkt an das Jahr 1945 anknüpfen.
Marija hält ihren Vater für tot. Sie ist in Wien verheiratet mit einem linksgerichteten Journalisten, der sie aber mehr aus politischem Kalkül als aus wahrer Liebe geheiratet hat. Marija hat genug von ihrer Ehe und den Eskapaden ihres Mannes und beschließt, den Sommer in ihrer Geburtsheimat, in Zagreb, zu verbringen.
Der dritte im Bunde ist Ludwig, ein ehemaliger Polizist, der bei einem Einsatz seine Freundin verloren hat. Aus Flucht vor seinen Selbstvorwürfen und auf der Suche nach neuer Orientierung hatte er sich nach Südamerika begeben, wo er den „Alten“ kennenlernt und von ihm als Bodyguard engagiert wird.
Mit sprachlicher Wortgewalt werden die Biografien der Protagonisten erzählt, der Blickwinkel schwenkt von Zagreb über Wien nach Argentinien und wieder zurück. So unterschiedlich die Charaktere von Vater und Tochter sind, so ergeben sich doch immer wieder Berührungspunkte. Marija, begleitet von dem ständigen Gefühl, sie müsse die mutmaßliche Schuld ihres Vaters abtragen, ist zu einer schicksalsergebenen, geduckten Seele geworden. Der Vater hingegen sieht einzig in einem Krieg den wahren Sinn seines Lebens und sieht sich am Ende mit einer großen Enttäuschung konfrontiert.
Es war mein erstes Buch von Norbert Gstrein und ich bin sehr beeindruckt von seinem Schreibstil. In langen, fast mäander-artigen Sätzen voller Metapher schildert die Lebenslinien von Vater und Tochter, die in Zagreb gefährlich nahe kommen, dann aber doch haarscharf aneinander vorbeidriften. Die ersten 150 Seiten las ich fast atemlos, danach musste ich feststellen, dass sich die Personen und die Handlung kaum weiter entwickelten, ich hatte ein Gefühl von „auf der Stelle treten“. Zudem fand ich die Person des Ludwig, die doch einen großen Teil der Geschichte einnimmt und der immer wieder als Mittler und Bote zwischen Vater und Tochter auftritt, irgendwie fehl am Platz.
Aus diesen Gründen gibt es von mir
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Norbert Gstrein (von wikipedia):
Gstrein, geb. 1961, studierte in Innsbruck Mathematik und besuchte dann sprachphilosophische Seminare in Stanford (Kalifornien) und in Erlangen. Er promovierte 1988 mit der Arbeit Logik der Fragen.
Gstreins bisher größte Erfolge waren sein Erstlingswerk Einer und sein Roman Die englischen Jahre, in dem er die Suche nach der Identität des jüdischen Schriftstellers Gabriel Hirschfelder schildert. Dieser war nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr aus seinem englischen Exil zurückgekehrt. In Form innerer Monologe und Erinnerungen entwickelt Gstrein die Existenzproblematik seines Protagonisten.