Getrieben durch einen penetranten Geruch, der unmittelbar mit seiner Kindheit verbunden ist, reist Stephen zurück in die englische Vorstadt seines jungen Daseins. Damals verbrachte er seine Freizeit zusammen mit dem überlegeren Keith, einem Nachbarsjungen, der genügend Phantasie besaß, um die Zeit mit neuen Spielen totzuschlagen. Die zerbombte Stadt wird zum Abenteuerspielplatz mit Keith als Anführer. Keines seiner Behauptungen wird je in Frage gestellt, auch jetzt nicht, als er ihm mitteilt, dass seine Mutter deutsche Agentin sei. Fortan investieren beide ihre Energie darauf, diese Vermutung anhand spielerischer Detektivarbeit zu untermauern. Gemeinsam beobachten sie Keith’ Mutter auf Schritt und Tritt, verfolgen sie, notieren jede verdächtige Regung. Doch was als Spiel beginnt, endet mit tödlichem Ernst. Sie verlieren die Kontrolle, können sie doch in ihrer kindlichen Eingeschränktheit nichts gegen die Macht fremder Einflüsse ausrichten. Die Mutter hat tatsächlich Geheimnisse, jedoch von gänzlich anderer Natur…
„Armes Kerlchen“, sagt er mit veränderter Stimme. „Aber so geht’s zu im Leben. Du lässt dich auf ein Spiel ein, du bist der tapfere, der große Held. Das Spiel geht weiter und weiter, es wird immer schrecklicher, und irgendwann hast du keine Lust mehr, weil du nicht andauernd tapfer sein kannst. Und eines Nachts passiert es dann. Du bist da oben in der Dunkelheit, fünfhundert Meilen von zu Hause entfernt, und plötzlich ist das Dunkel auch in dir. In deinem Kopf, in deinem Bauch. Du hast abgeschaltet, wie ein stotternder Motor. Du kannst nicht denken, dich nicht bewegen. Du siehst nichts, hörst nichts. Alles geht unter in diesem großen Angstschrei im Dunkeln, und der Schrei nimmt kein Ende, er kommt aus dir.“
Mit lockerem Erzählton baut Frayn einen krimiähnlichen Roman auf, der durch das schwebende Geheimnis über jeder einzelnen Seite gewisse Spannung erzeugt, den Leser mitreißt und es danach schreit, gelüftet zu werden. Auch die Spuren des 2. WK sind allgegenwärtig, nebenbei eingestreut um dadurch Atmosphäre zu erzeugen. Die Ahnung des Kindes wird mit dem Wissen des Greises vermischt und lässt den Leser so mit einigen ungelösten Fragen zurück. Eine Empfehlung wert.
Gruß,
chip