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Péju, Pierre - Die kleine Kartäuserin

21.05.2009, 12:22

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Eine gewaltige Portion zu viel an Sentimentalität!

Für mich gibt es bei diesem Werk zwei Faktoren, warum das Buch zum Kassenschlager wurde: Rührseligkeit und Literaturverliebtheit. Beides Faktoren die zur gewollten Vermarktung und hohen Absatz führen.

Der Buchhändler Vollard überfährt an einem tristen Novembertag ein kleines Mädchen mit rotem Anorak. Er sah bei diesem Aufprall ihre erschrockenen Augen, aber er hatte überhaupt keine Chance diesen Unfall zu verhindern. Eva lief ihn direkt und frontal in seinem alten Lieferwagen hinein, die Möglichkeit noch rechtzeitig zu bremsen war dem Buchhändler versagt. Diese Situation wird nun im ersten Teil aus drei verschiedenen Perspektiven heraus beschrieben: aus Vollards Sicht, aus der des Mädchens und aus den Augen der Mutter. Damit baut Péju sehr viele Emotionen auf, was für einige Leser schon leicht in Gefühlsduselei abfällt.

Im nächsten Teil wird nun Vollard aus der Betrachtung eines Unbekannten beschrieben. Der Protagonist ist ein Literaturliebhaber. Seit seiner frühen Kindheit steckt er jede freie Minute seine Nase in ein Buch. Vollard ist ein Waisenkind, und natürlich auch der absolute Außenseiter. Er wird von seinen Klassenkameraden getritzt und als Fußabtreter benutzt, er wechselt häufig die Schulen, studiert Literatur und wird schließlich Buchhändler.
Der große Traum eines jeden Lesers erfüllt sich im Grunde genommen mit Vollard, wäre da nicht die Einzelgänger-Komponente. Aber vielleicht ist gerade diese Rolle jedem Leser ein wenig eigen. Hier wird der Leser ganz stark an das Buch gebunden.

Der dritte Teil, um nicht alles verraten zu wollen, endet unendlich rührselig, hier drückt der Autor bewusst so richtig auf die Tränendrüse. Für mich ist dies nicht mehr realistisch, sondern nur noch abschreckend, so viel Konstruktion und Gefühlsseligkeit im negativen Sinne möchte ich einfach nicht lesen.

Pierre Péju wurde 1950 geboren, er ist Dozent für Philosophie, Essayist und Autor. Er schrieb Biographien über Tieck, Chamisso und Bonaventura, „Die kleine Kartäuserin“ ist sein erster Roman.

Bewertung: :stern: :stern: / :stern:

21.05.2009, 12:22

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