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Stöckel, Reinhard - Der Lavagänger




Stöckel, Reinhard - Der Lavagänger

Beitragvon Karthause » 11.09.2009, 14:37

Wenn du dir eine Perle wünschest,
such sie nicht in einer Wasserlache.
Wer Perlen finden will,
muss bis zum Grund des Meeres tauchen
.

Henri Helder ist Eisenbahner und die Eisenbahn prägte auch schon das Leben seiner Vorfahren. Und genau so hat er sein Leben eingerichtet. Alles läuft in eingefahrenen Gleisen (auch seine Ehe mit Susanne), gut organisiert, planmäßig, Veränderungen sind unerwünscht, weil sie das System stören. Kurz, er ist ein Langweiler.
Eines Tages erreicht ihn ein Brief von einer Anwaltskanzlei – nein es sind nicht die befürchteten Scheidungsunterlagen von seiner Frau, die inzwischen in Brüssel arbeitet – es geht um eine Erbschaftsangelegenheit. Henris Großvater verschwand vor vielen Jahren spurlos. In der Familie wurde um diese Sache immer ein Geheimnis gemacht. Hans Kasper ist so etwas wie das schwarze Schaf der Familie. Nun erbt jedoch Henri ein paar abgenutzte Schuhe mit eigentümlichen Schriftzeichen. Seine Neugier, was es mit diesen Schuhen auf sich hat, ist geweckt und ganz langsam entkommt Henri bei seinen Nachforschungen seiner Lethargie. Zu guter Letzt macht er sich sogar selbst auf die Reise – nicht nur mit der Eisenbahn – um vor Ort seine Suche fortzusetzen. Ganz nebenbei erfährt er unglaubliche, eigenartige, skurrile, abenteuerliche und geheimnisumwobene Geschichten aus der Vergangenheit seiner Familie.

„Der Lavagänger“ ist ein Abenteuerroman, aber nicht im herkömmlichen Sinne. Es geht nicht um die Entdeckung neuer Kontinente. Der Protagonist begibt sich auf Entdeckungsreise in die Vergangenheit seiner Familie. Der Leser lernt eine Vielzahl von Personen kennen und der Autor schafft das Kunststück, jeden einzelnen mit Leben zu erfüllen, ihm seinen eigenen Charakter und eigene Persönlichkeit zu verleihen. Schon durch die verschiedenen Lebensläufe dieser Personen vermittelt Stöckel ein sehr buntes Bild der Handlungszeit. Dieses verbindet er geschickt mit geschichtlich relevanten Ereignissen und so werden dem Leser mit dieser Familiengeschichte die historischen Eckdaten und bedeutende Ereignisse der letzten 150 Jahre nahe gebracht.
Der Roman ist sehr flüssig und ohne direkte Rede, aber mit viel Witz und Charme geschrieben. Zu Beginn hatte ich noch ein paar kleine Schwierigkeiten, in diese weit verzweigte, vielschichtige und diffizile Geschichte zu finden. Nachdem ich jedoch zu diesem Buch den Zugang gefunden hatte, ließ es mich nicht mehr los und dem Autor gelang es auch, diesen Spannungsbogen bis zum Schluss zu halten. Reinhard Stöckel forderte dem Leser aber auch Konzentration beim Lesen ab. Denn er griff mehrfach kleine Details, die anfangs unwichtig erschienen, auf und baute deren Bedeutung an späterer Stelle deutlich aus.
Das äußere Erscheinungsbild des Buches hat mir sehr gut gefallen. Der Schutzumschlag lässt schon ein wenig Fernweh und Urlaubsstimmung aufkommen. Der im Buch enthaltene Familienstammbaum hat mir während des Lesens gute Dienste geleistet.

Über den Autor (Quelle: Amazon.de)
Reinhard Stöckel, geb. 1956, ist gelernter Bibliothekar, studierte am Leipziger Literaturinstitut, war u. a. als Gießereiarbeiter und Publizist tätig. In den achtziger und neunziger Jahren Arbeit in verschiedenen literarischen Zirkeln. Er schrieb für Zeitungen und Zeitschriften und veröffentlichte außerdem in Anthologien sowie den Erzählband »Unten am Fluss« (2002). Er lebt mit seiner Familie in Maust bei Cottbus.

Gebundene Ausgabe: 379 Seiten * Verlag: Aufbau-Verlag * ISBN-13: 978-3351032449

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von Anzeige » 11.09.2009, 14:37

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Beitragvon Nerolaan » 11.09.2009, 16:17

Ahhh, Karthause..so geht das aber nicht! Einfach meine Wunschliste verlängern...schäm dich! :lol: :wink:
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