In der Zwischenzeit habe ich nun das Buch auch gelesen!
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KOMMT EIN MANN INS ZIMMER NICOLE KRAUSS[/center]
Samson Greene, Universitätsprofessor, 36 Jahre alt, wird in der Wüste von Nevada – nach Tagen der Abgängigkeit – aufgefunden. Die Untersuchung im Krankenhaus ergab einen - zwar gutmütigen – Kopftumor, mit der operativen Entfernung desselben gerät aber die Erinnerung an die letzten 24 Jahre in Verlust. Nach der OP kann sich Samson nur mehr an Dinge erinnern, die bis zu seinem 12. Lebensjahr geschehen waren.
So erkennt er weder seine Frau Anna, noch kann er seinen Beruf ausüben bzw. weiß nicht einmal, dass seine Mutter – die alleinerziehend war und weshalb eine sehr enge Beziehung bestand – bereits verstorben war.
Unfähig, in seinem alten Leben Fuß zu fassen, verlässt er seine Frau und stellt sich – naiv, nichtsahnend und doch voller Hoffnung auf Heilung – einem Arzt und dessen vermeintlich revolutionärem Forschungsprojekt hin.
Es ist eigentlich der Debutroman der jungen amerikanischen Autorin, der aber erst aufgrund des Welterfolges von
„Eine Geschichte der Liebe“ übersetzt wurde und weltweit erschien.
Wiederum wurde eine sehr interessante Thematik gewählt und wurden die Probleme, die Hilflosigkeit und Konsequenzen, die der Gedächtnisverlust mit sich zieht, sehr anschaulich, sehr einfühlsam und wohl auch sehr realitätsnah beschrieben.
Auf weiten Strecken allerdings ist dieser Roman unausgereift, ausschweifend und auch übertrieben, ich glaubte mich stellenweise in ein Science-Fiction-Abenteuer versetzt.
In anderen Passagen, z.B. zum Ende hin – begegnet man jenem unverwechselbaren, reifen, einfühlenden und tragischkomischen Stil, den die Autorin in „Eine Geschichte der Liebe“ fast schon zur Perfektion trieb. Sei es das wiederkehrende Bild der „Wüste“, das im Leben des Protagonisten immer wieder eine Rolle spielt und zuletzt für die große Erinnerungslücke steht oder das Gefühl der Einsamkeit, das von allen Seiten beleuchtet wird, es gelingt der Autorin ganz großartig, diese Gefühle und Verbindungen herzustellen und auch im Leser zu erwecken.
Trotz allem – v.a. aufgrund der letzten Kapitel (das Zusammentreffen mit dem senilen Großonkel Max) – ein sehr lesenswertes Buch!
Aufgrund des nachhaltigen und nachhallenden Schlusses vergebe ich doch
(obwohl es mitten im Buch nicht danach ausgesehen hat).