Nach absolviertem Mathematik-Studium verlässt der knapp 20-jährige John im Jahr 1962 sein Geburtsland Südafrika, weil er sich einerseits mit der politischen Entwicklung nicht identifizieren kann und weil er andererseits seiner heimlichen Leidenschaft, der Literatur, nachgehen will. Nach dem Motto „
Wer den Dichter will verstehen, muss in Dichters Lande gehen“ (Goethe) emigriert er nach London in der Hoffnung, dort seine in ihm schlummernde Kreativität zu erwecken, Inspiration zu finden und die notwendigen Beziehungen zu knüpfen. Er findet rasch einen Job als Programmierer bei IBM, eine Arbeit, die ihn langweilt und ernüchtert, doch in seiner Freizeit besucht er Bibliotheken und Museen und beschäftigt sich mit Henry James, T.S. Eliott, D.H. Lawrence, Ezra Pound und Ford Madox Ford, über den er eine Dissertation zu schreiben beginnt.
Sein Leben in London ist ernüchternd, einsam und trist, er findet weder Anschluss noch Freunde, geschweige denn Gleichgesinnte, die seine Liebe zur Kunst teilen. Nach Südafrika zurückzukehren kommt für ihn nicht in Frage, von England aus beobachtet er die politische Entwicklung seines Heimatlandes, ebenso das Weltgeschehen, das vom Kalten Krieg beherrscht wird. Auf der Suche nach der großen Liebe und einer inspirierenden Muse, die seinem schlummernden schriftstellerischen Talent zum Ausbruch verhelfen soll, beginnt er oberflächliche Affären, behandelt die Mädchen aber allesamt nicht „gentleman-like“. Er fühlt sich als Versager auf der ganzen Linie und kommt zu der Überzeugung, dass Kunst nur durch Demütigung, Widrigkeiten und Unglücklichsein entstehen kann.
Unschwer kann man im Protagonisten John J.M. Coetzee erkennen, die Parallelen zu seinem Leben sind zu offensichtlich. Nach „Der Junge. Eine afrikanische Kindheit“ ist „Die jungen Jahre“ der zweite Teil einer fiktional- autobiografischen Reihe, die durch „Sommer des Lebens“ abgeschlossen wird. Coetzee schreibt eindringlich, sarkastisch und ehrlich, nimmt andeutungsweise politisch Stellung und schildert einen Charakter, den man landläufig als „komischen Kauz“ beschreiben würde. Das Buch macht Lust, jedenfalls mehr über Coetzee und sein Werk zu erfahren!