Das Buch hat mich völlig aus der Bahn geworfen.
Inhalt:
Der Briefroman umspannt die Zeit von November 1932 - März 1934. Die beiden Freunde und Geschäftspartner Martin Schulse und Max Eisenstein stehen miteinander im Briefkontakt, nachdem Martin aus San Francisco nach München zurückkehrt.
Aus den ersten Briefen wird deutlich, wie sehr die beiden einander verbunden sind: sie vertrauen sich ihre Geheimnisse an, herzen sich und sprechen ehrlich miteinander.
Im März 1933 äußert Martin noch Zweifel an Hitler, erfreut sich aber auch der Aussicht, dass Deutschlands "Geschichte auf ein weißes, neues Blatt geschrieben" werden wird. Er verfällt dem "hysterischen Befreiungsrausch", tritt in die Partei ein, macht Karriere in einem Regierungsposten und verkehrt mit dem Landadel. Ihm geht es gut. Doch mit welchen Folgen und auf wessen Kosten?
Innerhalb kürzester Zeit verfällt Martin der Propaganda. Er saugt sie förmlich auf und begegnet seinem ehemaligem Freund kalt und herzlos. Als er sagt, dass "wir [...] das bittere Brot der Scham und die dünne Suppe der Armut gegessen" haben, wird klar, dass er seine ehemaligen Ideale durch die Verführungen der Zeit ausgetauscht hat. Er identifiziert sich mit einem Lebensstil, den er nie kennengelernt hat.
Mehr mag ich an dieser Stelle nicht verraten, denn das was folgt, ist voller Emotionen! Ich möchte nicht zuviel verraten.
Zum Buch (dem Nachwort entnommene Informationen):
"Adressat unbekannt" von Katherine Kressmann Taylor erschien erstmals 1938 in der Zeitschrift "Story". Innerhalb von zehn Tagen war die gesamte Auflage vergriffen. 1939 wurde der Briefroman bei Simon / Schuster als Buch herausgegeben.
1992 druckte "Story" die Geschichte erneut ab und erzeugte erneut eine große Resonanz.
Meine Meinung:
Eigentlich mag ich so kurze Bücher nicht, weil ich meist dann mit den Personen warm geworden bin, wenn das Ende vor mir steht. Aber hier ist nicht ein Wort zu wenig und zu viel verwandt worden.
Die Pointe, sofern man davon sprechen kann, jagte mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken.
Besonders bitter wird wohl jedem aufgestoßen der folgende Satz aufgestoßen sein:
"Dem Himmel sei dank, dass er [Hitler] ein wahrer Führer ist und nicht ein Engel des Todes."
Absolut empfehlenswertes Büchlein mit brisanter und schockierender Handlung! Es ist zwar schnell gelesen, aber der Effekt hallt nach!