Zusammen ist man weniger allein von Anna Gavalda Vier außergewöhnliche Charakteren, die man so leicht nicht mehr vergisst!
Der Roman beginnt mit der 83 jährigen Paulette, die als Witwe allein in ihrem kleinen Häuschen auf dem Lande wohnt. Ihre zunehmende Demenz macht ihr zuschaffen, denn sie kann ihren heißgeliebten Garten nicht mehr mit ihrer gewohnten Sorgfalt pflegen, und in der letzten Zeit fällt und stößt sie sich fortwährend. Die davon resultierende blauen Flecke versucht sie zu vertuschen, denn ihre größte Angst ist es, dass man sie in ein Alten bzw. Pflegeheim unterbringt. Doch dann kommt der Tag an dem sie sich einen Oberhalsschenkenbruch zulegt, und ins Krankenhaus gebracht wird.
Ihr Enkel Franck kümmert sich eigentlich rührend um sie, jedoch hat er nur den Montag Zeit für seine “Omi”. Denn er arbeitet als Koch in einem Sterne-Restaurant, und muss von Dienstags bis Sonntags, vormittags sowie ab den frühren Abend bis in die Nacht hinein arbeiten. Letztendlich kommt es dazu, dass Paulette … im Altenheim landet.
Franck wohnt bei der wohl ungewöhnlichsten Figur im Roman “Philibert” zur Untermiete. Dieser entspringt einer alten traditionellen Adelsfamilie mit Landgut, allerdings finanziell ruiniert. Seine Erziehung ist 200 Jahre verjährt, und in der Gegenwart findet sich Philibert nur schwer zurecht. Er ist ein Dichter, ein Denker und ein Träumer, doch mit seiner naiven Art wird er von den Figuren im Buch, sowie vom Leser direkt ins Herz geschlossen. Er ist der Sympathieträger des Romans.
Und dann ist da noch Camille; die von Philibert gerettet wird, und das Leben der anderen auf den Kopf stellt. Sie ist die antreibende Schlüsselfigur, die ihre Umwelt aufrührt und umwälzt, und selber das große Rätsel bleibt.
Gavaldas Stil hebt sich sprachlich stark von der gewöhnlichen Unterhaltungsliteratur ab. Sie lässt Innen und Außenwelt ineinander verschmelzen, manchmal ohne dass sie es erkenntlich macht, und erreicht dadurch, dass die Figuren plastisch wachsen.
In sehr kurzen Episoden beschreibt sie die Welten der auftretenden Personen, und erreicht so ein hohes Maß an Lebendigkeit; die Figuren leben alle sehr lebhaft und ihre individuellen “Macken” kommen dadurch stark zum Tragen.
Mir persönlich hat diese plakative Art sehr gut gefallen. Es hatte einen besonderen Reiz, denn so musste man sich einfach intensiver mit den Personen auseinander setzen. Allerdings ist die Figur Camille etwas auf der Strecke geblieben; viele hundert Seiten beschreiben ausführlich außergewöhnliche Charakteren, und die Schlüsselfigur ist dabei zu kurz gekommen. Das finde ich bedauerlich.
Ansonsten ist dies ein gelungener Roman, den ich gerne weiterempfehlen kann!
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