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Updike, John - Gott und die Wilmots

28.09.2008, 12:27

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[center]John Updike - Gott und die Wilmots[/center]
[center]veröffentlicht: 1998[/center]

Die Wilmots, vier Generationen auf der Suche nach dem Sinn des Daseins, nach Führung, nach Halt, nach dem Übergeordneten, dem das alles zusammen hält.

Clarance Wilmot, Presbyterianischer Prediger, verliert eines Tages im Jahre 1910 seinen Glauben an Gott. Übrig bleiben Grausamkeit und Tod, Erleichterung, aber auch eine unendliche Leere. Trotz Widerstand seines Kirchenrates gibt er sein Amt, und damit einhergehend seine soziale Stellung nebst einträglichem Gehalt, auf.
Die Familie, zusehends verarmt, lebt nun hauptsächlich von den Näharbeiten der Mutter. Clarance hingegen zieht von Haus zu Haus und verkauft – meist erfolglos – Volksenzyklopädien.
Suchen die beiden älteren Kinder ihr Heil in der materiellen Welt, im Wohlstand und Konsum, hadert der jüngste Sohn Teddy mit Gott, der es versäumte, seinem Vater zur rechten Zeit ein Zeichen zu geben. Nur in Bewegung findet er Erleichterung; zurückgezogen und wenig am Leben anderer teilhabend ist er sein Leben lang Briefträger.
Esther, seine Tochter, ist vom Kino angezogen. Das ist ihre Welt, ihre Realität – in die sich auch in späten Jahren bereits ihr Großvater Clarance flüchtete – hier ist ihr Zuhause. Scheitert sie zwar noch bei der Wahl zur „Miss Delaware Pech 1947“, schafft sie es dennoch nach Hollywood, spielt neben Clark Gable und anderen Größen; nur im Scheinwerferlicht fühlt sie sich lebendig.
Ihr Sohn Clark zerbricht zunächst am Narzismus der Mutter, etliche Ersatzväter - die kommen und gehen - können ihm keine Richtung geben. Erst bei einer fundamentalistischen Sekte findet er Halt und Anerkennung.

Dieses Epos beginnt sehr schleppend. Lange, glaubensphilosophische Abhandlungen stehen leider eher im Vordergrund als die Seelenpein die Clarance Wilmot durchlebt, als er für sich erkennt: „es gibt keinen Gott“. Beinahe hätte ich das Buch abgebrochen. Zum Glück tat ich das nicht. Hatte Clarance erst einmal die Entscheidung, sein Priesteramt aufzugeben, getroffen, beginnt eine unglaubliche Familiengeschichte, die nahezu 70 Jahre umspannt.
Durchweg beleuchtet Updike mit feinsinniger psychologischer Schärfe das Seelenleben jedes einzelnen Familienmitglieds, sowie die Beziehungsgeflechte untereinander. Urteilsfrei erleben wir wie jeder Einzelne sein Glück, seinen Halt, seinen Glauben sucht – eben das, womit er sich seiner selbst bewußt werden kann.
Obwohl aus der Distanz gelesen, kam ich den Personen ganz nah.

Nebenbei erleben wir einen wunderbaren Abriss der Geschichte des Kinos, nehmen Einblicke in die Filmindustrie und erleben, welche Bedeutung diese „Parallelwelten“ für Menschen haben können, wie sie durchaus die eigentliche Realität ersetzen können.

Ich habe mich gefragt, warum sich Updike mit den ersten 100 Seiten, also Clarance’ Abkehr vom christlichen Glauben, so schwer tat, warum er hier – und nur hier – in philosophische Abhandlungen flüchtete. Updike ist selbst gläubiger Christ, vielleicht hat er sich ja mit dieser Thematik doch etwas übernommen, eventuell wurde sie ihm doch zu „heiß“. Dennoch, er hat hier ein sehr gutes Buch geschrieben, sein psychologisches Einfühlungsvermögen ist grandios. Vielleicht wage ich mich ja nun doch mal noch an die „Rabbit“-Reihe?

:stern: :stern: :stern: :stern:


Bild
Zuletzt geändert von Coco am 04.10.2008, 07:22, insgesamt 1-mal geändert.

28.09.2008, 12:27

02.10.2008, 21:09

Das kommt ins Blog :wink:

02.10.2008, 22:01

wenn Du magst :D

Ich dachte schon, das Buch interessiert gar niemanden.
Das hätte es nämlich, trotz "Anlaufschwierigkeiten" wirklich nicht verdient!
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