(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)
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Dirks, Liane - Vier Arten meinen Vater zu beerdigen

21.04.2011, 12:08

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Dies ist bestimmt ein Roman, der die Leserwelt in zumindest zwei Lager spaltet. Die einen werden das Buch nach ein paar Seiten beiseitelegen, die anderen werden es zuende lesen. Ich gehöre zu der zweiten Gruppe, da ich ja wusste was mich bei Dirks erwartet, und zwar Minimalismus auf höchstem Niveau.

Auf 240 Seiten schildert die Autorin in diesem Werk gleich drei Generationen, den Großvater Johannes Dirks, seinen Sohn Günther Dirks und dann die zwei Töchter von Günther, wobei die >Kleine< auch gleichzeitig die Erzählerin ist. Und so wird das vergangene Jahrhundert anhand derer abgehandelt. Der Mittelpunkt stellt im Roman Günther dar, der nicht nur von seinem Vater gequält und missbraucht wird, sondern im II. Weltkrieg gleich ein ähnliches Schicksal erleidet. Was kann er seinen Töchtern mit diesem Hintergrund bieten? Er, der selber ein menschliches Wrack ist. Als er nach dem Krieg als Koch für längere Zeit auf Barbados mit seiner Familie lebt, eskaliert die Situation!

Zum Schluss liegt Günther auf Barbados im Sterben und die >Kleine< kehrt Heim …

Eindrucksvoll schildert die Autorin das Leben von Günther, ein Opfer, welches zum Täter wird. Durch ihren minimalistischen Stil, im grunde wirft sie mit lauter Bildern um sich, entsteht eine wahre plastische Erzählung, ja ein Kopfkino der feinsten Art. Und Zweidrittel des Buches hat es mich tief in seinem Bann gezogen. Der Schluss dann, als sie ihre eigene Geschichte erzählt und man sie als das letzte vorhandene Opfer wahrnehmen sollte, da versagt ihre Stimme. Das betitelte Beerdigungsritual wird nicht mehr von dieser Fülle getragen.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: *

21.04.2011, 12:08

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