"Am Seil" von Thomas Lang ist ein gut inszeniertes Drama über einen Vater-Sohn-Konflikt. Im Rampenlicht stehen zwei gebrochen Helden, Vater Bert und Sohn Gert, die nie etwas miteinander anfangen konnten und die doch mehr verbindet als ihre fast identischen Vornamen.
Mehr als 40 Jahre hat Gert, der ehemals bekannte Fernsehmoderator, nun auf dem Buckel, als er sich eingestehen muss, dass er auf ganzer Linie versagt hat. Vater Bert, einst ein drahtiger Sportlehrer, nun aber als zittriger Greis in den Rollstuhl verbannt, hatte für seinen Sohn ohnehin nur Verachtung übrig, für das "Hängende, Schlaffe" an dessen Körper und seine Zögerlichkeit und Unbestimmtheit.
Nun steht der ungeliebte Sohn ganz plötzlich in Berts Zimmer des Pflegeheims, und der lebensmüde Alte wittert die Chance, mit Hilfe des Jüngeren seinem Leben und Siechtum ein Ende zu setzen.
Er bittet den Sohn ihn noch einmal zu seinem Hof zu fahren. Die Gespräche im Heim und während der Fahrt beschränken sich auf das Allernötigste – ja geradezu peinlich versuchen sie, all das zu umgehen, was den alten Groll aufeinander wieder zum Ausbruch bringen könnte.
Erst beim Showdown in der heimischen Scheune, als Gert den Entschluß, den sie beide stillschweigend gefasst haben, zielstrebig umsetzt, brechen die alten und neuen Verletzungen hervor: „Ich tauge zu nichts mehr!“, jammert der Vater und Gert antwortet nuschelnd „Da haben wir etwas gemeinsam!“. Versagen und Lebensüberdruss sind die Klammern, die sie schließlich beieinander halten und die es ihnen ermöglichen, in einem Sinne füreinander da zu sein, wie sie es selbst nicht für möglich gehalten hätten.
Fazit: Der Roman wird aus zwei Erzählperspektiven heraus geschrieben und zeichnet sich durch eine schöne Sprache und bewegende, sensible Stimmungsbilder aus! Trotzdem ist das xte Buch zum "archaischen Vater-Sohn-Konflikt" (Klappentext), das ich langsam einfach nicht mehr brauch(t)e und das auch nicht durch besondere Wendungen oder neue Erkenntnisse hervorsticht.
Liebe Grüße
dubh