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Updike, John - Bessere Verhältnisse




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Updike, John - Bessere Verhältnisse

Beitragvon Katia » 29.12.2007, 12:56

[center]John Updike: Bessere Verhältnisse
(Rabbit is rich)
[/center]

Von Rabbit- zu Rabbitroman vergehen immer zehn Jahre - in diesem dritten Band schreiben wir das Jahr 1979, Harry "Rabbit" Angstrom ist Mitte 40. Obwohl das Land um ihn von der Ölkrise geschüttelt wird, treffen wir einen wohlsituierten Mann in den besten Jahren wieder. Geldsorgen gehören der Vergangenheit an, der alte Springer ist tot und Rabbit Geschäftsführer der Toyota-Vertretung - Seite an Seite mit dem Ex-Liebhaber seiner Frau.

Golfclub und passende Clique mit diversen sexuellen Begierden lassen ein Gefühl wie in "Ehepaare" aufkommen. Und Harry schaut immer noch jedem Rockzipfel nach, auch wenn es jetzt meist auch dabei bleibt und er sich in seiner Ehe mit Janice wohl zu fühlen scheint.
Konfliktpotential bringt der Sohn Nelson, der überraschend aus dem College wieder auftaucht, ein junges Mädchen im Schlepptau und unbedingt bei Springer Motors arbeiten will.

Rabbits Leben ist ruhiger geworden, die Zeit der großen Umkrempelungen aus Band 1 und 2 sind vorbei. Stattdessen treten die kleineren und größeren Konflikte des Alltags in den Vordergrund - im Zusammenleben mit Ma Springer, mit Nelson im besonderen, mit den Freunden. Mir hat das deutlich besser gefallen als das etwas Überzogene in "Unter dem Astronautenmond". Wieder allerdings hat sich Updike ein Politikum gewählt - die Ölkrise - das sich als roter Faden durch den Roman zieht. Mit Nelson präsentiert er dem Leser eine Figur, die in vielem an den jungen Rabbit erinnert, auch und obwohl Vater und Sohn dauernd gegeneinander rebellieren.
Der Roman trägt sich nicht durch spannende Handlungen, sondern durch genau und klug beobachtete Alltagsszenerien: der erste Abflug in den Urlaub, die Gedanken Harrys bei der Betrachtung des Bades seiner Freunde (die ich ganz anders empfunden habe als Krümel).
Sehr schön auch die Episoden über den An- und Verkauf von Gold und Silber und die damit verbunden Ängste und Hoffnungen, Geld zu verlieren oder zu gewinnen - nur um hinterher eine größere Summe im Casino zu verlieren.

Was mir von Band zu Band besser gefällt, ist die Konzeption dieses Romanzykluses. Dadurch, dass Updike jeden Band zu der Zeit schrieb, in der er spielt, in dem Alter ist, indem auch sein Protagonist ist, ist er näher am Lebensgefühl als ein konventionelles Familienepos.

:stern: :stern: :stern: :stern: (:stern:)
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Katia

P.S. Heidi, wie sieht's aus mit "Rabbit in Ruhe"? Hat Dich dieser Band so abgeschreckt, oder hast Du noch Lust?
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von Anzeige » 29.12.2007, 12:56

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Beitragvon Krümel » 29.12.2007, 13:13

Dies ist der dritte Band aus der “Rabbit” Reihe von John Updike. Ihm vorausgegangen sind “Hasenherz” und “Unter dem Astronautenmond”, beide hier schon besprochen.

Rabbit ist nun Mitte vierzig, und wir befinden uns im Jahr 1979. Die Ölkrise beherrscht die Welt. Was zur Folge hat, dass das Öl für amerikanische Verhältnisse utopisch teuer geworden ist. Und so ist unser Held froh die Toyota Filiale zu führen, denn die japanischen Modelle sind bedeutend spritsparender als die amerikanische Schlitten. Er leitet das Autohaus Springer, und hat sich zu besseren Verhältnissen hochgearbeitet.
Der alte Springer ist verstorben, auch Harrys Eltern leben nicht mehr. Nelson ist außer Haus, da er studiert. Nur Frau Springer lebt noch, und Janice und Harry wohnen mit ihr im alten Springerhaus. Janice spielt regelmäßig Tennis, und Rabbit am Wochenende Golf. Beide sind sie einem neureichen Club beigetreten, wo man Samstags und Sonntags am Pool sitzt, trinkt, und es sich gut gehen lässt.

Der Roman erzählt von vielen Nichtigkeiten, und so ist auch das Gefühl beim Lesen: eintönig! Nebensächlichkeiten, ob nun oberflächliche Gedanken, Träume oder Fahrten durch die Stadt, alles wird bis ins kleinste Detail beschrieben und reflektiert. Denn Rabbits Leben ist langweilig geworden. Es fehlt die große Suche oder das Hetzen nach irgendwas. Harry ist sesshaft und selbstgefällig geworden.
Wäre da nicht Nelson, so würde sich in Rabbits Leben gar nichts mehr verändern. Müßiggang und Einerlei, das ist sein neues Leben.

Mir persönlich hat diese Eintönigkeit überhaupt nicht gefallen. Seitenlange Beschreibungen von Straßen oder Badezimmern haben mich ermüdet. Ich fand diesen Band insgesamt stumpfsinnig, ohne Reiz, und war am Ende froh, 540 Seiten geschafft zu haben ohne aufzugeben.

Bewertung: :stern: :stern: :stern:

PS Katia frag in ein paar Monaten mal wieder, im Moment habe ich wirklich genug von Rabbit :mrgreen:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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