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Das 20. Jh. im Zeitraffer gefasst.
Im Prolog beginnt Erpenbeck mit einer Zusammenfassung des Protagonisten, eines Seeufers östlich von Berlin. Vor vierundzwanzigtausend Jahren war das Land dort eine Eisfläche, später ein Gletschergebiet, dessen Eis mit der Zeit schmolz, woraus dann diese Seenplatte mit Hügellandschaft entstand.
Zu Beginn des 20. Jh. wird dieses Ufergrundstück in Parzellen aufgeteilt, verkauft, und bebaut. Die einzelnen Eigentümer stellen sich dem Leser vor, und zwischendurch taucht immer wieder der Gärtner auf, der der Handlung treu bleibt. Er verbindet quasi die einzelnen Schicksale.
Die Menschen am See durchleben das Kaiserreich, die Weimarer Republik, die Nazizeit, den Krieg, die DDR und den Mauerfall. Aber es sind außer dem Gärtner jeweils andere Figuren, manche sterben, andere werden vertrieben, einige kehren wieder. Die Grundstücke am See werden teilweise zur Pacht vom Gemeingut erworben, um dann arg umstritten zu werden wem welche Rechte und Besitzansprüche zugewiesen werden können.
Die Idee einen Ort als Protagonisten auftreten zu lassen, ist nicht neu. (“Die Brücke über die Drina” Ivo Andric, “Im April” Christina Viragh u.a.) Dennoch war ich von diesem Episodenroman sehr angetan, hält er doch in sachlich nüchterner Sprache, manchmal zynisch gespickt, das vergangene deutsche Jahrhundert fest. Ein Zeitzeugnis für kommende Generationen.
Für mich ganz persönlich kamen die einzelnen Schicksale zu kurz, sie sind lediglich angerissen. Aber das ist ein subjektives Empfinden als Liebhaber der Wälzer und Tiefe.
Der Roman ist nicht einfach zu lesen, man sollte sich - und das verdient er auch - eine Weile mit ihm beschäftigen. Denn er beinhaltet unsere Zeitgeschichte, zusammengerafft und wirkungsvoll transportiert.
Eichborn-Verlag, 2008, Hardcover 17,95 €, 191 Seiten, ISBN: 978-3-8218-5773-2
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