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Eugenides, Jeffrey - Selbstmord-Schwestern




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Eugenides, Jeffrey - Selbstmord-Schwestern

Beitragvon Krümel » 09.05.2010, 11:19

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250 Seiten zog sich bei mir der Magen zusammen!

Was bei diesem Roman direkt auffällt, ist diese seltsame Perspektive aus der er erzählt wird. Da sind ein paar Jungs, die in diese Schwestern verliebt waren, und erzählen nun diese Tragik der Selbstmordreihe in Rückblenden. Da dieses Wir die Mädchen nie wirklich erfasst und kennen gelernt hat, kommt das wirkliche Innenleben der Schwestern nirgends zum Tragen, alle Umstände die dazu führen bleiben in Schwebe, die Handlung ist nicht greifbar.

Diese Erzählperspektive, gekoppelt mit diesem atemlosen, fassungslosen Stil der Sprache, piesackt den Leser 250 Seiten lang. Und ich fände diese Atmosphäre großartig, wenn ich die Handlung als glaubwürdig empfunden hätte. Aber dass nach dem ersten Selbstmordversuch, Cecilia wieder nach Hause kommt/darf und sie sich innerhalb kürzester Zeit dann doch umbringt, dass da nichts geschieht, auch als die Mädchen nicht mehr zur Schule gehen, und dass sich alle Schwestern im Finalen-Akt umbringen, nein Mary noch eine zweite Chance erhält, all das finde ich sagenhaft übertrieben und unrealistisch.

Was möchte der Autor mit diesem unwirklichen Gerüst erreichen? Gesellschaftskritik? Mag sein, dass das so für Amerika gilt, dass man so weit überziehen muss um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Mag sein, dass man heute in der schnelllebigen Zeit so agieren muss.
Die Probleme der pubertierenden Mädchen, in der Zeit ihrer Revolte gegen den Tyrann, kommen meilenweit zu kurz, sie bleiben lediglich eine graue Masse. Und so bleibt für mich in Verbindung mit diesem Roman eine Leere zurück, die ich äußerst selten habe beim Lesen.

Jeffrey Eugenides wurde 1960 in Detroit, Michigan, geboren und lebt heute mit Frau und Tochter in Berlin. Dies ist sein Debüt, welches 1993 erstmals erschien. 2003veröffentlichte der Autor seinen Roman „Middlesex“, auf Deutsch gibt es noch einen Erzählband „Air Mail“.

Bewertung: :stern: :stern: :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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