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Irving, John - Letzte nacht Twisted River




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Irving, John - Letzte nacht Twisted River

Beitragvon Krümel » 28.07.2010, 10:51

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Höhen und Tiefen, alles war vorhanden.

Coos Country, Danny und sein Vater Dominic leben am Holzfäller-Fluss Twisted River, einer kleinen Gemeinde von Arbeitern in den Wäldern von New Hampshire. Dominic ist der Koch der Holzfäller, und eigentlich will und wollte er schon immer fort um Danny ein besseres Leben zu ermöglichen …

Als dann der Sohn die Freundin des Kochs mit der Bratpfanne erschlägt, wird es auch höchste Zeit den Ort zu verlassen, zumal sie die Geliebte des Hilfssheriffs war. So beginnt der Roman, das ist der Dreh.- und Angelpunkt der Geschichte.

Vater und Sohn flüchten nach Boston. Dominic wird Koch in einem italienischen Restaurant, und findet auch wieder eine neue Freundin. Danny entdeckt, dass er Schriftsteller werden möchte. Das Leben könnte so schön sein, wenn da nicht das Bratpfannenereignis wäre und sie weiter flüchten müssen, da der Sheriff sie gefunden hat …

In Vermont richten die Beiden wieder ihr Leben neu ein. Doch ab dort mischt sich zu dem ganzen typischen Irving-Stil (skurrile Figuren, abenteuerliche Situationen, starke Frauen, schwache Männer) eine schleichende Lethargie in die Handlung hinein. Dem Leser werden zwei Dinge klar: Man kann nicht sein Leben lang auf der Flucht sein; und Danny der Schriftsteller wird zum Sprachrohr Irvings.

Diese aussichtslose Situation zieht sich durch ganz Vermont, und ich war mehrfach geneigt das Buch zur Seite zu legen. Zum Glück hat mich das Gefühl, dass Irving mir mittels Danny noch etwas flüstern möchte, bei der Stange gehalten. Dann endlich erfolgt der ersehnte Schlag …

„Letzte Nacht in Twisted River“ ist Irvings politischster Roman. In aller Deutlichkeit und in der derbsten Sprache schreit der Autor etwas in die Welt, was wohl sehr tief in ihm brodelte und einfach heraus musste. Im Nachhinein passt der langatmige Mittelteil sehr genau in dieses Bild der Befreiung (Ruhe vor dem Sturm), und somit ist der ganze Roman in sich doch stimmig.

Persönlich fand ich diese Stellungnahme beeindruckend, ich mag es, wenn man Farbe bekennt und zu etwas steht! Ob nun dieser Roman darunter gelitten hat, wie man das teilweise in Kritiken liest, da Irving eben kein politischer Autor ist, das mag evtl. zutreffen. Das Bedürfnis kann ich allerdings nachvollziehen und gutheißen, und im Großen und Ganzen mochte ich auch dieses Werk von Irving.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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