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Manguel, Alberto - Alle Menschen lügen




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Manguel, Alberto - Alle Menschen lügen

Beitragvon Katia » 09.10.2010, 07:54

Manguel, Alberto - Alle Menschen lügen



Alejandro Bevilaqua starb eines mysteriösen Todes: er stürzt von einem Balkon. Ein Unfall, Mord oder Selbstmord? Ein Journalist namens Teradillos versucht Jahre später die Geschichte Bevilaquas nachzuvollziehen und setzt sich dazu mit vier Menschen in Verbindung, die jeweils ihre Version darlegen. So entsteht ein Geflecht aus ganz persönlichen, sich ergänzenden und widersprechenden Eindrücken, aus denen sich der Leser sein eigenes Bild zusammenbaut. Ist Bevilaqua ein Frauenheld oder Versager gewesen, ein genialer Schriftsteller oder wollte er sich das Werk "Lob der Lüge" eines anderen aneignen?
Die Handlung spielt in Buenos Aires während der Militärdikatur der 70er Jahre und in der Exilantenszene in Madrid. Von Folter und Unterdrückung ist die Rede, aber ebenso vom Misstrauen unter den Exilanten. Dasselbe Misstrauen befällt den Leser wie Teradillos: wer erzählt die Wahrheit, wer lügt? Wie wahr sind Erinnerungen nach 25 Jahren? Ist es überhaupt möglich die Biographie eines Menschen zu schreiben?

Manguels Roman erzählt nicht nur eine Geschichte, sondern zeigt uns die Vielschichtigkeit und Schwierigkeit zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Roman und Wirklichkeit verschmelzen hier, einerseits ist einer der Erzähler ein gewisser Alberto Manguel, andererseits fragt sich der Leser unwillkürlich wie "wirklich" unsere Wirklichkeit tatsächlich ist.
Sprachlich ein Genuss (übersetzt von der Übersetzerin des Don Quichotte Susanne Lange), philosophisch, spannend, argentinische Zeitgeschichte: Manguel gelingt ein anspruchsvoller Lesegenuss, den ich ganz uneingeschränkt empfehlen möchte.

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

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