Rick Moody - Der Eissturm
1973, eine amerikanische Kleinstadt, zwei Familien. Während die Eltern in ihren erstarrten Ehen mit Alkohol, sexuellen Abenteuern und Partyspielchen zu vergessen versuchen, entdecken die pubertierenden Kinder der beiden Familien das andere Geschlecht. Die Situation erhält durch einen verheerenden Eissturm, der Telefone und Strassen unbenutzbar macht, noch zusätzlich an Brisanz. Oder anders: das Wetter draußen spiegelt das Innere der Bewohner New Canaan wieder.
1968 klingt in der Provinz noch spät nach, der Watergate-Skandal bewegt Presse und Menschen, die starren 50er und 60er Jahre sind aus den Köpfen noch nicht entfernt. Moody gelingt ein klares und eindringliches Zeitbild.
Erzählt wird die Geschichte, die nur einen Tag umfasst, wechselnd aus der Perspektive der vier Hoods: der Vater Benjamin, der sein berufliches Abseits nicht artikulieren kann und mit Alkohol betäubt, seine Frau Elena, die ihre Gefühl nur schwer zeigen kann, der Sohn Paul, der mit 16 zwischen seinen Comics und erster Liebe laviert, die frühreife Tochter Wendy, die ersten sexuellen Experimenten nicht abgeneigt ist.
Rick Moodys Roman hat mich positiv überrascht. Die Vergleiche mit John Updike, die mehrere Amazon-Rezensenten erwähnen, kann ich gut nachvollziehen, auch wenn Moody eine tristere, kühle Atmosphäre schafft. Seine Charaktere sind nachvollziehbar und dass manche Szenen aus zwei Perspektiven geschildert werden, macht sie plastischer. Jeder Charakter ist von der Sehnsucht nach Nähe, Emotion, Liebe geprägt, aber einfacher geworden ist es in der freieren Zeit nicht.
Ein dichtes und packendes Buch, das mir sehr gut gefallen hat. Auszusetzen habe ich nichts daran, also gibt es:
Katia