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Mora, Terézia - Alle Tage




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Mora, Terézia - Alle Tage

Beitragvon Krümel » 19.10.2009, 11:08

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Ein sehr unruhiger Roman in dieser hektischen Zeit.

Als Abel gerade seine große Liebe verliert, Elija ins Ausland geht um dort zu studieren, verlässt Abel seine Heimat und begibt sich auf eine Auslandsreise. Folgenschwer ist diese Entscheidung, denn er kann nicht mehr zurückkehren, da er als Deserteur gesucht wird, und so unfreiwillig zum Migrant wird.
Ohne Heimat, staatenlos und ausgebrannt lernt der Protagonist eine Sprache nach der anderen, 10 Stück insgesamt. Das Leben Abels ist getrieben, auch in eine Scheinehe. Die Leere aus seiner Kindheit/Jugend kann er nicht abwerfen. Und so beginnt der Roman „Alle Tage“ mit der Scheidung und räumt von hinten und allwissend, die ganze Handlung auf.

Aufmerksam wurde ich auf Terézia Mora durch die Zeitschrift literaturblatt:
„ … auktorialen Erzähler. Er weiß nicht nur, was die Figuren sagen, er weiß auch, was sie denken, fühlen – und was sie nicht wissen. … Der Erzähler wechselt vielmehr ständig die Perspektive, manchmal sogar inmitten eines Satzes. Genauso rasant kann eine nüchterne Beschreibung zum drastischen Kommentar werden, der sich schließlich als zitierte wörtliche Figurenrede entpuppt.“

Diese Erzählart war zu Beginn sehr erfrischend und ungewöhnlich. Sie erreicht, dass die Situation des Protagonisten glasklar rüber kommt, seine Orientierungslosigkeit, und die ganze eintönige Handlung lebendig wird. Aber von einer Geschichte mit jeglichen Spannungsbogen ist kaum etwas vorhanden, so dass man nach der Hälfte das Interesse verliert. Am Anfang lag mir diese Spurensuche sehr, verliert sich mit der Zeit immer mehr, da einfach 400 Seiten für ein solches Experiment zu lang sind. Das Werk wird dadurch sehr unruhig und ein entspannter Lesefluss kommt nicht zustande. Schade eigentlich!

Terézia Mora wurde 1971 in Ungarn geboren und lebt seit 1990 in Berlin. Sie schreibt in deutscher Sprache. Bisher erschienen von ihr ein Erzählungsband „Seltsame Materie“ (1999), „Alle Tage“ (2004) und „ Der einzige Mann auf dem Kontinent“ (2009) als Romane.

Bewertung: :stern: :stern: :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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von Anzeige » 19.10.2009, 11:08

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Beitragvon Conor » 02.01.2010, 10:53

Danke für die schöne Rezension, Krümel :-)
Das Buch hatte ich zeitweise auf meiner Wunschliste, habe es dann aber vorerst wieder gelöscht - gerade, weil ich auch nicht so positive Rezis gelesen habe.
Da werde ich - sollte ich es je lesen wollen - auf die Taschenbuchausgabe warten.
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