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Rinke, Moritz - Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Rinke, Moritz - Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel

Beitragvon Krümel » 24.03.2010, 11:15

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Fällt schon sehr aus dem Rahmen!

Paul Kück-Wendland wird aus Berlin beordert, wo er eine Galerie mit blinden Malern betreibt, und soll am Ort seiner Kindheit in Worpswede das Familiengut vorm versinken im Moor retten. Doch Paul ist ein Mensch, der auch noch nicht recht im 21. Jahrhundert angekommen ist. Er pflegt zwar den Umgang mit Handy und Computer, aber seine Prägung liegt in der Künstlerkolonie des Teufelsmoors. Und so stellt diese reale Aufgabe schon eine enorme Herausforderung für ihn dar.

In Worpswede angekommen wird der Protagonist vom Baumeister darüber informiert, wie man das Anwesen vorm Versinken schützen könnte. Es werden Bohrungen angeordnet und dabei wird eine Nazi-Bronze-Statue entdeckt. Eine Kunstfigur seines Großvaters, allerdings überdimensional groß als alle anderen Bronzen, die im Garten an der Eiche gekettet sind: Bismarck, Nietzsche, Willi Brandt, Max Schmeling und Ringo Star u.a.. Sein Onkel Nullkück hilft Paul dabei diese Statue wieder im Moor zu versenken, doch Paul wird durch diesen Vorfall hellhörig und beginnt seine Familiengeschichte zu durchforsten …

Dabei stellt nicht nur Paul, nein auch der Leser, fest, dass es einfach herrlich ist seine Mutter und seinen Großvater wegen diesem Fund anschuldigen, anzuprangern, Paul hat endlich die Oberhand, aber nach außen hin verteidigt er seine Familie bis aufs Messer … Soweit ist es dann mit der Ehrlichkeit und der Wahrheit …

Die ganze Handlung und das ganze Drum und Dran ist sehr umfangreich, skurril und raffiniert, man kann es nicht kurz in Worte fassen. Trotz des prekären Themas behält das Buch eine wunderbare Leichtigkeit, es ist sogar sehr spannend diese Familiengeschichte von Seite zu Seite aufzudecken. Dieses Romandebüt hat mir richtig gut gefallen und ich werde auf weitere Bücher des Autors gespannt warten.

Moritz Rinke wurde 1967 in Worpswede geboren, studierte „Drama, Theater, Medien“ in Gießen und zählt zu den erfolgreichsten deutschen Gegenwartsdramatikern. Sein Stück „Republik Vineta“ wurde 2001 zum besten deutschsprachigen Theaterstück gewählt und 2008 verfilmt. Einige seiner Reportagen, Kurzgeschichten und Essays sind unter dem Titel „Der Blauwal im Kirschgarten“ sowie „Das große Stolpern“ erschienen. Der Autor lebt in Berlin und ist Gastprofessor für Szenisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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